Beitrag von unserer Bloggerin Silvia Osterkorn-Lederer
Vergesslichkeit und Fermentation … so entsteht Bieressig
Stellt euch mal vor ihr veranstaltet ein Fest und es bleiben Reste von alkoholischen Getränken übrig ...
Oder ihr checkt mal die Hausbar und findet dort Flaschen, die schon lange abgelaufen sind oder ihr habt einfach – so wie ich – ein Tragerl Bock-Bier so unklug verstaut, dass ihr es schlichtweg vergessen habt! :-/ Beim Wiederfinden war es wirklich schon sehr lange über dem Mindesthaltbarkeitsdatum … Ja – traurig, auf jeden Fall, aber es kann passieren. Nach dem ersten Schock habe ich mich dann mal schlau gemacht, ob ich mit dem abgelaufenen Getränk noch was Sinnvolles machen kann … und siehe da:
JA! Nämlich Bieressig.
Resteverwertung der anderen Art
Denn nur weil das Bier abgelaufen ist, ist es keineswegs ungenießbar. Ich habe es natürlich auch erstmal gekostet, aber meine Begeisterung hielt sich in Grenzen – es schmeckte schon recht schal und fad. Aber anstatt es ins Waschbecken zu schütten, startete ich nun das Essigprojekt.
Der Prozess der Essigherstellung aus Alkoholresten ist so einfach wie genial. Alkohol reagiert mit Sauerstoff und den Bakterien in der Luft, um Essigsäure zu bilden. Klingt einfach, oder? Genau das ist es! Man muss nur den abgelaufenen Alkohol in einem luftdichten Behälter aufbewahren und ihm Zeit geben, sich zu verwandeln. Für mich ist das mal Resteverwertung auf andere Art.
Bieressig selber machen
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit bekommt das Bier also ein „zweites Leben“. Der für die Herstellung und den Transport des Bieres notwendige Ressourcen- und Energieverbrauch ist damit nicht umsonst gewesen. Was mir persönlich sehr entgegenkommt, ist die Tatsache, dass es auch ein wirklich einfaches und wenig zeitaufwändiges Projekt ist. Und: es auch noch schmeckt. Also bei allem Ärger über meine Vergesslichkeit, kam zumindest ein cooles Produkt dabei raus 😉
Also mein neuer Plan: immer brav austrinken und nix mehr vergessen und ablaufen lassen. Falls es wider Erwarten doch nochmal vorkommen sollte, dann Bier (oder auch Wein) zu Essig verwandeln. Also ein nachhaltiges und kulinarisches Projekt – Abfallvermeidung inklusive.
Und für alle, die wissen wollen, wie es funktioniert:
Unser Rezept für Bieressig
Das benötigen Sie dazu:
- 1 Liter abgelaufenes oder übrig gebliebenes Bier (mit etwa 5 % Alkohol)
- einige Esslöffel „Essigmutter“ bzw. Essigstarter (100 ml, aus dem Fachhandel)
- größeres Gärgefäß (mit weiterem Rand)
- feinmaschiger Baumwoll- oder Leinenstoff bzw. Geschirrtuch
- Gummiring oder Band
So geht’s:
- Bier von der Kohlensäure befreien oder mit einem Mixer aufwirbeln und stehen lassen, bis Kohlensäure entwichen ist. Kohlensäure kann den Gärprozess stören.
- Das Bier durch einen Kaffeefilter sieben Bier und in ein Gärgefäß gießen.
- Die Essigmutter bzw. den Essigstarter dazu geben. Diese Bakterien „starten“ den Fermentationsprozess.
- Das Gefäß mit einem sauberem Stoffstück bzw. Geschirrtuch bedecken und mit einer Schnur/Gummiband befestigen. So wird ausreichend belüftet, ohne dass Schmutz hineingelangt.
- Nun das Gefäß an einem warmen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung stellen und für ca. 2-4 Wochen fermentieren lassen. Je länger sie den Essig stehen lassen, desto stärker wird er.
- Sobald der Essig gut schmeckt, filtern und in saubere Flaschen abfüllen.
- Lassen Sie den Essig noch etwa 12 Wochen nachreifen bevor Sie ihn verwenden.
Aktualisiert am 22.10.2024