Beitrag von unserer Bloggerin Daniela Capano
Interview mit Mag. Christian Paumann, MSc, BSc, »Tut gut!« Gesundheitsvorsorge GmbH
»Tut gut!« setzt sich dafür ein, Gesundheitsvorsorge in Niederösterreich im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Programme, Projekte und Maßnahmen in Gemeinden, Kindergärten, Schulen und Betrieben durchgeführt.
»Tut gut!« setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, Gesundheitsvorsorge in Niederösterreich im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden diverse Programme, Projekte und Maßnahmen in Gemeinden, Kindergärten, Schulen und Betrieben durchgeführt. »Tut gut!« bietet außerdem aktuelle und wissenschaftlich fundierte Gesundheitsinformationen.
Mag. Christian Paumann ist Programmleiter der »tut gut«-Schrittewege, dessen Ziele es sind, in den Gemeinden mehr Bewegung im Alltag zu erreichen. Mit mittlerweile 211 markierten »tut gut«-Schrittewegen in 182 Gesunden Gemeinden wird das zu Fuß gehen gefördert.
Herr Mag. Paumann, in Österreich gibt es mehr als 300 Themenwanderwege, die neben der sportlichen Aktivität auch über Land, Leute, Bräuche und Wissenswertes informieren. Dieses Konzept nutzen auch die »tut gut«-Schrittewege. Was macht einen Schritteweg aus und welche Themen werden behandelt?
Ein »tut gut«-Schritteweg ist ein kurzer Rundweg in zentraler Lage, wo entlang des Weges zumeist unterschiedliche Stationen zu finden sind. Diese Stationen werden von den Gemeinden individuell gestaltet und die Themen sind sehr vielfältig. Sie werden mal zum Trinkbrunnen, zum Barfußparcour, aber auch zum offenen Bücherschrank oder zur Kreativmeile, die z. B. gemeinsam mit den Kindern der Schule gestaltet werden. Die Kinder filzen, nähen und gestalten dabei die Plätze neu.
Die »tut gut«-Schrittewege sind wirklich dazu da, neue Motivation zu bekommen, die Alltagswege zu Fuß und nicht mit dem Auto zurückzulegen: die Wege ins Büro, in die Schule, zum Supermarkt –genau das sind die kurzen Strecken in der eigenen Gemeinde, die man zumeist sehr gut zu Fuß zurücklegen kann. Die Planung der »tut gut«-Schrittewege erfolgt über die »Gesunde Gemeinde« und häufig werden die Schulen, die Vereine und andere Organisationen in das Projekt mit einbezogen, um die Zielgruppen zu erreichen.
»Tut gut!« möchte mehr Bewusstsein für Bewegung im Alltag schaffen. Das ist auch aus ökologischer Sicht sehr sinnvoll, weswegen auch wir von wir-leben-nachhaltig uns dafür einsetzen. Welche Ideen können motivieren? Wie schaffen wir es, das Auto bei kurzen Stecken stehen zu lassen?
Uns ist es wichtig, Menschen dazu zu bewegen die Alltagsstrecken zu Fuß zurückzulegen. Dazu gehört einerseits der »tut gut«-Schritteweg, um die Wege in der Gemeinde attraktiver zu machen. Es ist aber nicht jeder Gemeinde möglich derartige Projekte umzusetzen. Deshalb haben wir unterschiedliche Materialien erstellt, um Bewusstseinsbildung zu leisten. Wir haben zum Beispiel Sticker gestaltet mit dem Schrifttext „Besser gehen statt im Lift stehen“. So möchten wir die Leute dazu bringen den Lift stehen zu lassen und Stiegen zu steigen. Die Liftsticker kann man wie zahlreiches, anderes Infomaterial ganz einfach über unsere Website noetugut.at/infomaterial bestellen oder downloaden. Mit dem „Fernparker“ (Anm.: eine Parkuhr) möchten wir zeigen, dass man das Auto auch ein Stück weiter weg parken kann, um täglich eine weitere Strecke zu Fuß zurückzulegen.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist den Schulweg mitzudenken. Denn bei Schulwegen kommen ziemlich viele Kilometer zusammen. Man nehme eine ca. 2 km lange Strecke zur Schule. Da gilt eine einfache Rechnung: Hinweg 2km – Rückweg 2km. Wenn man diesen Weg 5mal pro Woche macht, aufgerechnet auf 10 Monate kommt man auf einen ganzen Tank Treibstoff. Das ist aus meiner Sicht sehr viel für eine Person. Wenn man das aufrechnet auf zig SchülerInnen und ArbeiterInnen kommt man auf eine sehr große Menge Treibstoff, die man mit zu Fuß gehen einsparen könnte. Und ganz nebenbei tun wir auch etwas für unsere Gesundheit.
Sie bieten schon seit Jahren verschiedene Programme und Projekte zur Gesundheitsvorsorge in Gemeinden an. Welche Programme waren dabei am erfolgreichsten? Was genau hat den Erfolg ausgemacht?
Am wichtigsten ist immer die Planung vorab. Wenn ich ein Projekt ins Leben rufe, muss ich mir als Gemeinde bewusst sein, dass es Pflege bedarf. Das gilt sowohl für die »tut gut«-Schrittewege als auch für die »tut gut«-Wanderwege, die ich ebenfalls betreue. Das ist immer der wichtigste Aspekt. Ich brauche jemanden, der wirklich regelmäßig darauf schaut, ob alles passt. So kann man es aus meiner Sicht schaffen, dass die Projekte längerfristig Erfolg haben und man sie aufrechterhalten kann. Außerdem braucht es ein gewisses Maß an Idealismus, denn Vieles beruht in der Gemeinde auf Freiwilligkeit.
Im April 2020 führte die Arbeitsgemeinschaft für Sport und Körperkultur in Österreich eine repräsentative Bewegungsstudie zur Corona-Krise und dem aktuellen Bewegungsverhalten in Österreich durch und kam zum Ergebnis, dass für ein Drittel der ÖsterreicherInnen während des Lockdowns Bewegung und Sport an Bedeutung gewonnen hat. Hat die Corona-Krise zu einer Veränderung unseres Sport- und Bewegungsverhaltens geführt?
Es gibt natürlich immer einen Unterschied zwischen dem, ob ich es wichtig finde und ob ich es auch mache. Nur weil ich Bewegung machen will, heißt das noch nicht, dass ich sie auch durchführe. Während dem Corona-Lockdown waren viele Menschen hauptsächlich zu Hause und haben reflektiert und den Drang verspürt, sich zu bewegen. Dieser Bewegungsdrang ist ja von Natur aus gegeben.
Aber wir haben gewisse Strukturen z.B. die Arbeitszeit, die es uns nicht so einfach machen ausreichend Bewegung durchzuführen. Wir brauchen Strategien, wie wir es schaffen können. Deswegen sind die Alltagswege so wichtig: das zu Fuß gehen zum Arbeitsplatz, das Stiegen steigen oder das Rad fahren zum Einkaufen. Mein Tipp um sich selbst auszutricksen: Bereiten Sie Ihr Sport- oder Wanderoutfit schon in der Früh vor. Wenn Sie von der Arbeit nachhause kommen können Sie dieses gleich anziehen und kommen nicht in Versuchung zum Beispiel auf der Couch Platz zu nehmen um den Fernseher einzuschalten.
Schulwege sollten daher so gestaltet sein, dass die Kinder ohne Behinderungen zur Schule gehen können. Aber auch Supermärkte, Geschäfte des Alltags etc. sollten zentral begehbar sein und das bedarf nicht nur guter Planung in der Gemeinde, sondern auch das Berücksichtigen des Themas „Gesundheitsförderung“.
Kurz nachgefragt:
- Ihr Schreibtisch: Chaotisch oder ordentlich?
- Chaotisch
- Dieses Talent würde man Ihnen nicht zutrauen:
Ich bin ambitionierter Musiker mit der steirischen Harmonika. - Ihr Lieblingsfach in der Schule war…
Chemie und Biologie - Was war Ihre größte sportliche Leistung?
Der Halbmarathon - Sie besitzen ein Abonnement für….
Eine Tageszeitung - Was ist Ihr Lieblingsmotto?
Es ist wichtig, dass ich einen Sinn sehe in dem, was ich mache und dabei eine positive Herangehensweise habe, um optimistisch in allen Situationen zu bleiben. - Für welches Ereignis in Ihrem Leben sind Sie am dankbarsten?
Für meine 2 Kinder. - Welche Person (lebend oder nicht) würden Sie am liebsten treffen?
Nelson Mandela - Laufen oder Fahrrad fahren?
Laufen - Ihr Lieblings-Schritteweg?
Da gibt es zu viele. Aber sie haben alle gemeinsam, dass sie regelmäßig begangen werden und viele unterschiedliche Stationen bieten, die gemeinsam gestaltet wurden.