Beitrag von unserer Bloggerin Luise Steininger
Bienen am Friedhof
Am Wiener Zentralfriedhof 2014 80 kg Honig geerntet werden. Und es war sogar Bio-Honig, denn auf diesem Friedhof sind Spritzmittel und Pestizide verboten.
Es war ein wunderschöner Sommertag. Die Sonne schien … eine Prise Wind strich uns durchs Haar … nein, diesmal raste kein gefühlter Hurrikan an uns vorbei (eine ziemlich Ausnahme, sonst ist es dort immer sehr windig) … und es war nicht brütend heiß, wie viele der heurigen Sommertage. Nein, es war einfach angenehm – nicht zu heiß und nicht zu kalt – ein wirklich schöner Sommertag, wie aus dem Bilderbuch.
Trotzdem war uns nicht zum Lachen, sondern eigentlich zum Weinen – so wie das halt so ist – auf dem Friedhof – bei einem Begräbnis. Aber dort, an diesem wunderschönen Sommertag, fiel dem Liebsten folgendes auf:
Viele blühende Blumen auf den Gräbern
So viele blühende Blumen auf den Gräbern und doch war keine einzige Biene da; von Blüte zu Blüte fliegend und die Pollenbeutel auf das Maximum gefüllt – wenn ich mir diese Beutel aus der Nähe anschaue befürchte ich ja immer, dass die eines Tages platzen – man glaubt ja gar nicht wie viel da Platz hat! (Jetzt hat es mich nicht mehr in Ruhe gelassen – ich hab mal kurz recherchiert: Die Bienen stecken die Pollen nirgends hinein, sondern die Pollen kleben zusammen – deshalb kann auch nichts platzen – eine echt tolle Erfindung ) Aber zurück zum Thema – woran mag es bloß liegen, dass am Friedhof keine Bienen zu finden sind?
- Ist der Friedhof in diesem kleinen Dorf zu abgelegen von den nächsten Bienenstöcken? – kann ich mir kaum vorstellen
- Hat ihnen die Musik der ansässigen Blasmusikkapelle nicht gefallen und sind sie geflüchtet? – glaub ich auch nicht
- Zu viele verschiedene Blütenfarben und –formen? Bienen sollen ja angeblich immer zuerst alle Blüten einer Pflanzenart besuchen und dann erst von den nächsten verlockenden Blüten kosten …
- Sind die Blumen zu hochgezüchtet und nur mehr für unsere Augen schön, aber stellen keine geeignete Nahrungsquelle für unsere Bienen mehr dar?
Was auch immer der Grund sein mag, es waren keine Bienen da und dem Liebsten kam der Gedanke, dass es doch eigentlich eine gute Idee wäre Bienenstöcke auf Friedhöfen aufzustellen. Da ich jetzt neugierig geworden bin und mich gefragt habe, ob es denn zu solch einem Vorhaben schon Versuche oder Untersuchungen gegeben hat, habe ich im Internet danach gesucht und siehe da – ich bin fündig geworden. Am Wiener Zentralfriedhof stehen tatsächlich Bienenstöcke. (eigentlich wundert es mich ja nicht, gibt es doch dort auch eigene Jäger um die Fraßschäden von Meister Lampe und Bambi im Zaum zu halten…) Jedenfalls konnten am Wiener Zentralfriedhof 2014 80 kg Honig geerntet werden. Und es war sogar Bio-Honig, denn auf diesem Friedhof sind Spritzmittel und Pestizide verboten.
Vor dem Hintergrund des oft zitierten Bienensterbens eigentlich eine sehr gute Idee! Die Angehörigen wollen die Gräber immer hübsch anzusehen haben und die Bienen brauchen Blüten zum Überleben. In einem so großen Friedhof wie dem Wiener Zentralfriedhof (2,5 Millionen m²) ist es vermutlich eine wirklich gute Idee – dort gibt es ja auch wild bewachsene Flächen, die noch frei von Gräbern sind. Ob es für solch einen kleinen Dorffriedhof, wie jenem, der diese Gedanken durch den Kopf des Liebsten und durch meinen Kopf spazieren lies, auch wirklich geeignet ist, wage ich zu bezweifeln. Einerseits bin ich mir nicht sicher, wieviel Freude die möglichen Stiche den BesucherInnen bringen mögen (manche Menschen würden sich beim Anblick so vieler Bienen wohl nicht ganz richtig verhalten) und andererseits ist dieser Friedhof ja von viel Natur umgeben, in der ja eigentlich – falls alles nachhaltig bewirtschaftet wird – ohnehin viel Futter für die Bienen vorhanden sein sollte … aber das ist ein anderes Kapitel…
Naja, vielleicht kommt ja bei meinem nächsten Besuch am Friedhof eine Biene mich besuchen … ich werde Ausschau halten!
Ich wünsche Dir noch einen schönen Spätsommer!