Beitrag von unserer Bloggerin Christa Ruspeckhofer
Interview mit Christian Neuhold, familiii
familiii ein Familienmagazin und eine der größten Onlineplattformen mit Dialogmöglichkeit und einer österreichweiten Eventdatenbank mit Veranstaltungstipps für Familien mit Kindern zwischen 0 und 14 Jahren.
Im November 2017 starteten der ehemalige stellvertretende Chefredakteur von News Christian Neuhold, Ex-ÖBB-Werbung-Chef Manfred Oschounig als Geschäftsführer sowie Hans Aschenbach als Prokurist und Head of Sales das Familienmedium familiii.
familiii ist Österreichs größtes Familienmagazin mit einer monatlichen Auflage von 60.000 Stück. Außerdem ist familiii eine der größten Onlineplattformen mit Dialogmöglichkeit und einer österreichweiten Eventdatenbank mit Veranstaltungstipps für Familien mit Kindern zwischen 0 und 14 Jahren.
Herr Neuhold, Sie waren vorher stellvertretender Chefredakteur des Nachrichtenmagazins News. Was hat Sie vor zweieinhalb Jahren dazu bewegt, sich verstärkt mit den Themen Familie, Eltern und Kinder zu befassen?
Nach meinem Fünfziger – einer Altersschwelle, die in der Medienbranche oft wie ein Todesstoß ist – wollte ich nach 25 Jahren Innenpolitik einfach etwas Neues, etwas Intelligenteres machen. Ich bin jetzt näher an den realen Themen der Menschen. Weil wenn man Innenpolitik betreibt, hat es oft mit dem Leben nix zu tun.
Die Kollegen und ich haben dann die Idee gehabt, ein neues Familienmedium zu machen. Haben aber gar nicht daran geglaubt, dass es so erfolgreich wird, da es in Deutschland über 100 Medien zum Thema gibt. In Österreich gab es erstaunlicherweise eine Lücke am Markt. Es gab fratz & co, und der Red-Bull-Verlag macht vier Mal im Jahr ein Kindermagazin, aber das war es dann auch schon. Weitere seriöse Informationen für Familien sind Mangelware in diesem Land.
Wir sind ein eigentümergeführtes Unternehmen, das fünf Menschen gehört. Weder Politik noch andere Institutionen oder ein Großverlag reden mit. Und der Erfolg von familiii gibt uns Recht. Nach zwei Jahren haben wir jetzt 6.600 Abonnentinnen und Abonnenten und vertreiben 60.000 Hefte pro Monat.
Für uns stehen die Familien im Vordergrund. Wir wollen den Menschen nicht erklären, wie man Kinder erzieht, das weiß schon jeder bei seinem Kind am besten. Aber wir wollen Impulse geben: zu neuen Überlegungen, neuen Methoden, neuen Ideen.
Sie haben sich mit familiii zum Ziel gesetzt, das Miteinander innerhalb der Familie zu fördern. Was bewegt die moderne Familie heute und mit welchen Herausforderungen kämpft sie?
Meiner Meinung nach verändert sich da nicht sehr viel. Die Familie ist nach wie vor wertkonservativ – jetzt nicht religiös oder politisch, sondern an traditionellen Werten orientiert. Schwer wird es aber durch die digitalen Blasen, in denen heutige Familien leben – was dort abgeht und womit sich Familien konfrontiert sehen ist nahezu zu 180 Grad verschieden. Und 50 % der Bevölkerung sind die Verlierer der Digitalisierung und das darf man nicht unterschätzen. Sie haben echte Existenzängste: Angst um Arbeitsplatz, Angst um die Zukunft der eigenen Kinder – also Angst um die eigene Zukunft und damit die Zukunft der Kinder – sowie echte Einkommensverluste.
Dagegen haben sich neue Familienmodelle durchaus bewährt. Scheidung ist ein Thema, aber es ist ja dann nicht so, dass alle alleine bleiben. Es gibt neue Partnerschaften und Patchworkfamilien, die gut funktionieren. Das traditionelle Bild, dass man das Leben zu Zweit verlebt, hat sich nicht geändert. Wobei es egal ist, ob du verheiratet bist oder nicht, das hat keine Aufmerksamkeit mehr. Was sich auch entspannt hat, ist sicher der Umgang mit den Kindern im Fall einer Trennung.
Wie kommen Sie zu Ihren Themen? Welche Themen sind bei Ihnen derzeit populär?
Wir analysieren immer vor Erscheinen der nächsten Nummer ganz genau, was derzeit wirklich die am meisten diskutierten Themen sind: im Netz, in der Bildungsdebatte etc. Dann brechen wir die Themen auf unsere insgesamt 13 Kapitel, die wir im Heft und auch online abdecken, runter. Wir wissen sehr genau, was zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit gerade gefragt ist. Das ändert sich im Monatsrhythmus ziemlich exakt. Man diskutiert dann immer ein bis drei Wochen, dann kommt die nächste Welle. Und dann gibt es noch die Langzeitthemen, wie die Grippewelle, das Corona-Virus etc.
Das interessiert uns jetzt natürlich sehr. Sie haben auf Ihrer Plattform ein eigenes Ressort, das sich mit Nachhaltigkeitsthemen befasst. Auch ich durfte dazu schon meine Expertise liefern. Welche Themen und Infos sind derzeit in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Familie gefragt?
Wir merken vor allem im städtischen Alltag, dass immer weniger Familien ein Auto haben. Wäre ich noch in der Stadt, würde ich auch keines brauchen. Dafür sind Carsharing aber auch das Fahrrad oder das e-Bike bei jungen Menschen beliebt – man muss das Auto ja nicht mehr selber haben. Auch Flugreisen sind nicht mehr so State-of-the-art des Urlaubs, sondern da geht es jetzt mehr um andere Dinge.
Und bei der Ernährung sind 50 % unseres Leserkreises auf bio und regional extrem stark geprägt. Ist auch eine Einkommensfrage, muss man nicht drüber reden. Aber wenn man es gescheit erklärt, ist es ja nicht teurer. Ich kauf halt nur vier Semmeln anstatt 40 und dafür werfe ich nicht 20 weg. Damit relativiert sich das ja zu einem großen Teil wieder. Und wie es so schön heißt: ich muss auch nicht jeden Tag mein Schnitzerl essen. Also auch das ist nicht mehr notwendig.
Gerade im Nachhaltigkeitsbereich gibt es auch große Herausforderungen, die es im Alltag zu meistern gibt. Wo merkt man, dass junge Familien an ihre Grenzen stoßen?
Das fängt natürlich bei der Windel an, weil die ist leider ein „Plastiktrum“, was viele stört, aber wo die Alternativen oft nicht da sind bzw. mehr Zeit benötigen – Stoffwindeln müssen irgendwann mal gereinigt werden.
Spätestens wenn das Kind dann in Kindergarten oder Schule geht, beginnt es mit Essen und Getränken. Wie verpacke ich das alles? Schon alleine die Schultasche besteht nun einmal schlicht und ergreifend aus Plastik. Und hochwertige und reparaturfähige Schultaschen sind halt oft nicht die mit Elsa, wenn es die Elsa sein muss. Dieser Kampf ist nicht zu gewinnen.
Ich glaube, da ist es im Alltag besser, auf ganz banale Dinge zu setzen, die kann ich auch mit Kindern umsetzen. Wenn ich beispielsweise versuche, das versteckte Plastik im Alltag loszuwerden, beim Einkauf im Supermarkt. Wo ich halt mit meinem eigenen Behälter kommen kann und sag „Bitte, na die Wurst müsst‘s ja jetzt nicht noch einmal extra einpacken, gebt es da rein.“
Was sich schwerer mit Kindern umsetzen lässt, ist, wie heißt es so schön: „Ein Feuchttuch ist ein Feuchttuch.“ Weil ohne diese Allzweckwaffe funktioniert das Leben mit Kleinkindern halt nicht.
Eine Besonderheit von familiii ist der Familien-Club, wo sich alle Mitglieder untereinander und mit Experten/innen austauschen können. Wie viele Mitglieder hat Ihre Community?
Wir sind eine kleinere Plattform, aber mit 6.600 aktiven NutzerInnen und einer 40-50%igen Usability. Das ist schon sehr gut bei einem Gesamtmarkt mit 750.000 Familien in Österreich. Bei uns tauschen sich primär Mütter untereinander über alltägliche Probleme aus: mein Kind hat Bauchweh – fällt jemandem etwas ein? Oder mein Kind will nicht schlafen – also die Klassiker.
Als angemeldetes Mitglied kann ich mich auch mit Expertinnen und Experten austauschen, das Basis-Abo ist auch kostenlos. Wir sammeln alle Beiträge, schicken sie zu den Experten/innen und teilen die Antworten dann wieder. Dazu bekommen alle Angemeldeten gratis das digitale E-Paper zugeschickt.
Sie haben in Ihrem Magazin auch Kinderreporter im Einsatz. Was machen sie und wie kommen Sie zu den Kindern?
Für uns ist es ganz wichtig, die Kinder mit an Board zu haben und voll einzubinden. Sie sind für uns nicht nur ein ganz wichtiger Gesprächspartner sondern auch sozusagen Mitarbeiter. Wir rufen unsere KinderreporterInnen im Netz dazu auf, z.B. über den Besuch im Kraftwerk zu schreiben oder „Wer möchte mit der Oma Kekse backen?“. Da kommt dann ein/e RedakteurIn vor Ort oder wir laden sie ein – je nachdem, wo in Österreich wir hinfahren – und dann sind die Kinder der Star. Und sie erzählen uns dann, was Sache ist – in ihren eigenen Worten. Wir schreiben nur mit.
Wir haben ja in unserem Magazin 36 Seiten, die ausschließlich für Kinder sind – nach Altersstufen von 3 – 6, 6 – 10 und 10 – 14 Jahren getrennt.
Kurz nachgefragt:
- Morgenmensch oder Nachtschwärmer?
Morgenmensch – allerdings geworden. Das Wort „senile Bettflucht“ möchte ich jetzt nicht in den Mund nehmen. *lacht* - In Ihrem Kühlschrank findet sich immer …?
Wein und Joghurt. - Sie besitzen ein Abonnement für …
Zehn Tageszeitungen und Magazine. Das gehört einfach dazu, auch wenn es viel zu teuer ist. In der Schweiz haben sie automatisch drei Tageszeitungen. Sonst ist die Wahrheitsfindung schwierig, wenn ich mich nur einem Medium anvertraue. - Die wichtigste Eigenschaft eines Journalisten?
Neugier, Unbestechlichkeit und Mut. - Ihr Lieblings-Spiel als Kind war? Oder: Zum letzten Mal gespielt haben Sie …?
Fußball - Wohin würden Sie morgen früh verreisen?
In Tschechien würde ich mir gerne ein paar Sachen anschauen. - Papierblock mit Bleistift oder Tablet?
Klar analog (liegt am Tisch). - Ihr Faschingskostüm 2020?
Wenn meine Nichten da sind, entscheide ich mich für die rote Nase – quasi als Kleinkostüm.