Beitrag von unserer Bloggerin Natalie Oberhollenzer
All Inclusive, nein danke!
All-inklusiv Urlaube sind nicht mehr zeitgemäß. Denn kaum sonst wo wird so viel verschwendet und weggeschmissen.
Urlaubsclubs, in denen die Touris uneingeschränkt essen und trinken können, sind alles andere als zeitgemäß. Denn kaum sonst wo wird so viel verschwendet und weggeschmissen.
Diesen Sommer wollten mein Freund und ich einen Urlaub der ganz speziellen Sorte machen: So wenig wie möglich tun, so wenig wie möglich denken, das war das Motto, nach dem wir uns auf die Suche machten. „Ein ganz klarer Fall für einen All Inclusive-Urlaub“ wusste die Dame im Reisebüro. Auf Prospekten zeigte sie uns ein paar richtig schicke Hotels und man sah wie auch ihre Augen angefangen haben zu leuchten als sie mit uns die Meer-Sonne-Strand -Bilder ansah. Eines davon, an der türkischen Riviera liegend, sah besonders lauschig aus. Wir nickten uns an. Türkiye, nix wie hin!
Dort angekommen staunten wir erstmal nicht schlecht. Die Anlage war nagelneu und riesengroß. Allein fünf, sechs Schwimmbäder, und, was am Auffälligsten war: An jeder Ecke bot sich die Möglichkeit etwas zu essen. Da gab es eine riesige „Hauptesshalle“. Die war sicherlich 2.000 m² groß und bestand aus einem Buffet, das war so enorm, dass wir uns erst mal die Augen rieben und nochmal hinsahen, weil wir es nicht glauben konnten. An die hundert verschiedene warme Gerichte gab es mit Sicherheit, dazu ein wahnsinniges Drumherum. Meterlang aufdrapierte Petit Fours, Obst, Salate, und und und. Doch damit nicht genug. Am Strand gab es ein Snackstand dort, eine Pitabude da, an den einen Pool eine Patisserie, am Anderen eine Cocktailbar mit italienischen Speisen. Ess- und Trinkstationen überall. Sprich: Wir waren im Schlaraffenland. Die Sache hatte nur einen Haken: Die Miturlauber. Denn ein Großteil von ihnen dachte, sie seien in einem Sportclub und würden an einen „Wer-isst-mehr-Wettbewerb“ teilnehmen.
Schlingen, würgen, kübeln
Die Touristen an den Buffetstationen häuften Türme von Essen auf ihrem Teller, oft wild durcheinandergewirbelt. Zurück am Tisch schlangen sie die Beute hinunter. Sie futterten was das Zeug hielt. Gemäß dem Motto „Was nix kost, ist nix wert“ ließen sie Berge an Speisen wieder wegbringen – und holten sich dafür wieder neuen Nachschub. Das Essen-Gehole dieser Nimmersatte wiederholte sich viele Male. Dazu wurde in großem Durcheinander gesoffen. Bier, Wein, Cocktails, Säfte, alles was gratis zu haben war. Diesbezüglich ging es besonders im Erwachsenenpool zur Sache. Dort verschütteten grölende Urlaubswütlinge massenweise Bier im Schwimmbad. Krügerl gerade halten und die Feinmotorik beim Trinken, das ging nicht mehr, dazu hatten diese Partytiger schon zu viel Promille intus.
Eine Dame vermochte es, dem Ganzen in Sachen Dekadenz noch eins draufzusetzen: Eine Mutter am Strand, die ihrem Kleinkind beim Sandburgen-Bauen half. Anstatt mit einem Kübelchen Wasser aus dem Meer zu holen, brachte diese Frau ihrem Nachwuchs literweise in PET-Flaschen abgepacktes Trinkwasser. Unpackbar, oder? Ich konnte es nicht glauben. Und sowas in einem Land, indem viele Menschen schauen müssen, wo sie ihr Wasser herbekommen. Und wie ich da lag in meiner Liege und hinter meinem Buch hervorlugend diese Sauerei mit ansah, überlegte ich, ob ich mich jetzt einmischen sollte oder nicht. Am Ende ließ ich es bleiben – fasste aber den Entschluss, dass es im nächsten Sommer kein All Inclusive-Urlaub mehr werden wird.