Beitrag von unserem Blogger Gerald Franz
Transporte mit dem Rad
Auf Reisen nach Asien habe ich immer wieder gestaunt, welche Lasten und Dinge auf einem einzelnen Fahrrad transportiert werden können.
Von Lebensmitteln, Haushaltsartikeln bis hin zu alten Baumaterialien, wird alles hoch aufgetürmt mit alten Fahrrädern transportiert. Aus Mangel an Lastwägen und PKWs, wird aus der Not eine Tugend gemacht und dabei werden für unsereiner akrobatische Meisterleistungen vollbracht.
Lastenrad in Indien
Bei uns wäre dies undenkbar, aber auch in österreichischen Städten sind Transporte am Fahrrad keine Seltenheit mehr. Freilich in anderer Form und Weise: immer mehr Lastenräder prägen das Bild in größeren Städten. Diese Lastenräder kommen mittlerweile in allen erdenklichen Formen vor, als Vierrad, Dreirad, mit Ladefläche vorne oder hinten. Als Zweirad, dafür in sehr langer Ausführung. Unterschiedlichste Modelle, mit oder ohne E-Motor sind dabei bereits am Markt erhältlich. Transportiert werden Kinder, Botendienste werden durchgeführt, Zustelldienste nutzen die schnelle und praktische Fortbewegungsform. Bis hin zu Umsiedelungen mit dem Fahrrad ist alles möglich. Lange prägen sie nicht das Ortsbild wie in Kopenhagen oder Amsterdam, aber es gibt sie. Nicht zuletzt weil Förderungen für den Ankauf ins Leben gerufen wurden und weil sich der Radfachhandel teilweise auch auf den Verkauf oder Verleih von Lastenrädern spezialisiert hat.
Modernes Lastenrad Bullit
Die Durchdringung mit diesen Spezialgefährten wird vielerorts noch mit Argwohn betrachtet oder belächelt. Dies liegt mitunter daran, dass die Infrastruktur und die Parkmöglichkeiten im öffentlichen Raum noch weitgehend fehlen. Darum gibt es auch noch ungenügende Akzeptanz. Lastenräder, die mehr als 80 cm breit sind, dürfen zum Beispiel nicht mehr den Radweg, sondern müssen die Straße nehmen. Dies führt zu zusätzlichen Konfliktpotentialen. Dabei sind Transport- oder Lastenräder nichts Neues. Ende des 19. Jahrhunderts prägten Lastenräder das Stadtbild vieler Orte und Städte. Sogar Krankentransporte wurden mit dem Fahrrad durchgeführt. Bis die praktischen Räder vom Automobil verdrängt wurden.
Und warum erfreuen sie sich heute mehr als 100 Jahre wieder steigender Beliebtheit? Neben dem Kostenfaktor und innerstädtischer Verbotszonen (zur Schadstoffbegrenzung), denke ich, wollen die Menschen wieder freier und unabhängiger sein. Mit eigener Muskelkraft können Dinge von A nach B gebracht werden, es entspricht dem Trend nachhaltig zu leben, und: die DIY Kultur ist auch bei Lastenrädern nicht zu vernachlässigen. In Selbstbaukursen lernt man sein eigenes Transportrad zu bauen. Dieser Trend kommt aus dem Norden, z.B. Berlin, wird aber auch bei uns ankommen. Betriebe können Kosten sparen und tun etwas für die Gesundheit der MitarbeiterInnen, ganz automatisch. In Niederösterreich ist das Thema Lastenrad noch ein zartes Pflänzchen, aber in einigen Gemeinden tut sich was. Sei es, dass ein Lastenrad für den Bauhof angeschafft wird, oder als Gemeinschaftsprojekt um das Rad zu teilen und damit Zweitautos einzusparen.
Meine erste Erfahrung mit Lastenrädern habe ich vor zwei Jahren bei einer unserer RADLakademien gemacht. Der erste Versuch damit zu fahren ist gewöhnungsbedürftig. Die Kurvenradien sind weiter, der Bremsweg ist länger, abstellen und absperren anfangs etwas aufwändiger. Aber wer sich ans Lastenrad gewöhnt hat, will nicht mehr darauf verzichten und sei es nur für manche Fahrten, zum Beispiel um einen großen Einkauf nach Hause zu bringen. Ich denke die LaRas, wie Lastenräder auch manchmal liebevoll genannt werden, haben eine glänzende Geschichte hinter sich und ihnen steht, auch bei uns, noch eine rosige Zukunft bevor.
Mehr Infos zu Lastenräder findet Ihr hier!