Armut in all ihren Formen und überall bekämpfen
Die Bekämpfung der Armut wurde aus gutem Grund als erstes Ziel der Agenda 2030 festgelegt, denn sie stellt definitiv eine Schlüsselaufgabe am Weg zu einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung dar. Die Vereinten Nationen weisen in der Agenda 2030 darauf hin, dass „… die Beseitigung der Armut in allen ihren Formen und Dimensionen, einschließlich der extremen Armut, die größte globale Herausforderung und eine unabdingbare Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung ist.“.
Deshalb sind in der Agenda 2030 folgende Unterziele verankert:
- Extreme Armut (weniger als 1,25 US Dollar pro Tag) beseitigen
- Nationale Armutsquoten mindestens halbieren
- Sozialschutzsysteme und –maßnahmen sicherstellen
- Zugang zu grundlegenden Diensten gewährleisten
- Widerstandsfähigkeit erhöhen und Anfälligkeit verringern
Entwicklung
Die Anzahl der Menschen, die in extremer Armut (weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag) leben müssen, konnte, gemäß der Indikatoren-Website der UN, in den letzten Jahren bereits deutlich gesenkt werden.
COVID-19 hat diesen positiven Trend jedoch umgekehrt. Schon vor der Pandemie verlangsamte sich das Tempo der Armutsbekämpfung: Die extreme Armut sank von 10,8 Prozent im Jahr 2015 auf 8,4 Prozent im Jahr 2019.
Im Jahr 2020 stieg die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, auf 724 Millionen, übertraf damit die Prognose vor der Pandemie um 90 Millionen und machte die Fortschritte bei der Armutsbekämpfung um etwa drei Jahre zunichte.
In Österreich gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 % des Median-Einkommens (€ 1.066,- / Monat) zur Verfügung hat. Dies betrifft 14 % der Bevölkerung bzw. über 1 Million Menschen. Da sie an oder unter der Armutsgrenze leben, fehlt Ihnen oft Geld für das Nötigste wie Heizung und Bekleidung.
Laut Statistik Austria ist in Österreich sowohl bei der Armutsgefährdung, als auch bei den anderen Unterzielen eine leichte Tendenz in die gewünschte Richtung erkennbar.
Wo stehen wir heute?
Statistik Austria hat im Jahr 2020 zwei Berichte zu den SDGs veröffentlicht, den SDG-Indikatoren-Endbericht im Mai 2020 und das Update 2019 und Covid-19-Ausblick zum SDG-Indikatorenbericht im November 2020. Im Jahr 2023 erschien der aktuelle Bericht mit Zahlen bis inklusive 2021.
Im Wesentlichen zeigen die beiden Berichte folgendes Bild zur aktuellen Situation hinsichtlich Zielerreichung:
- In Österreich gibt es nach der aktuellen internationalen Definition keine extreme Armut.
- Die Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung verringerte sich in den letzten Jahren auf zuletzt 17,3 % (2021, laut neuer Definition, EU-27: 21,7 %). Allerdings gab es von 2020 auf 2021 einen Anstieg um 0,6 %-Punkte
- Nach diesen Indikatoren gibt es in Österreich wesentlich weniger Armut als im Durchschnitt der gesamten EU-Mitgliedsländer.
- Im Jahresdurchschnitt 2021 bezogen 2,2 % der Bevölkerung Mindestsicherung oder Sozialhilfe, der Wert ging seit 2017 etwas zurück.
Keine Armut – Ausblick hinsichtlich Covid-19 Auswirkungen
In Hinblick auf die Covid-19-Krise gehen die Vereinten Nationen (2020, UN) im aktuellen UN-SDG-Fortschrittsbericht von einem Anstieg vor allem der absoluten Armut aus. Auch hinsichtlich Armut und sozialer Ausgrenzung sind EU-weit Verschlechterungen zu erwarten.
In Österreich könnten Faktoren wie die steigende Arbeitslosenquote ebenfalls negative Auswirkungen haben. Es sind Einkommens- und Kaufkraftverluste zu befürchten. Vor allem für Personen, die schon vor der Krise von Armt bedroht oder betroffen waren, bedeutete die Krise häufig den Wegfall von Zuverdiensten bzw. wirken sich auch die steigenden Lebensmittelpreise stark aus. Im internationalen Vergleich gibt es in Österreich aber eine hohe Absicherung durch Sozialschutzsysteme.
Wir Tun Was
Lena Kassil, 16 Jahre, Schülerin (HLW St. Pölten, Zweig „IT creativ“)
Mir gefällt an den SDGs, dass sich so viele Staaten dazu entschlossen haben, gemeinsam etwas gegen das Ungleichgewicht auf der Welt zu tun. Besonders gefällt mir der Satz „No one will be left behind“.
Ich bin froh, dass es jetzt konkrete Ziele gibt, das Leben auf unserer Erde für alle besser zu gestalten. Ich wünsche mir schon lange, dass alle Menschen gleiche oder zumindest ähnliche Bedingungen haben. Es gibt so eine große Kluft zwischen Arm und Reich. Besonders erschüttert mich, dass es sogar bei uns in Österreich Menschen gibt, die hungern müssen oder obdachlos sind. Eigentlich sollte bis 2015 die Zahl der Menschen, die unter Hunger und Armut leiden, halbiert werden. Leider wurde dieses Ziel nicht erreicht, auch wenn es in einzelnen Regionen, wie Nordafrika oder Ostasien, Teilerfolge gibt.
Ich versuche mit meiner Familie viel Regionales zu kaufen oder zumindest darauf zu achten, dass wir Sachen aus fairem Handel kaufen. Außerdem spenden wir gebrauchte Sachen für wohltätige Zwecke und wir machen auch bei verschiedenen Aktionen wie Weihnachten im Schuhkarton o.ä. mit. Ich weiß, dass das keine großartigen Aktionen sind, aber ich denke, wenn jeder bei sich selber anfängt und bei solchen Sachen mitmacht, dann wäre die Armut vielleicht in den Griff zu kriegen.
Was meiner Meinung nach die Armut wirklich lindern würde ist gratis Bildung für alle. Das ist das Tolle an Österreich, bei uns ist Bildung kostenlos. Jedes Kind kann in die Schule gehen – das ist nicht in allen Ländern der Welt so. Aber mangelnde Bildung führt dazu, dass man kein Geld verdienen kann und so fängt der Kreislauf von vorne an.“
Kleine Maßnahmen – große Wirkung!
Jede und jeder kann zur Zielerreichung beitragen!
- Regionale Produkte kaufen und damit die Produzentinnen und Produzenten in meiner Nähe stärken.
- Fair gehandelte Produkte kaufen und damit eine faire Entlohnung der ArbeiterInnen sicherstellen.
- Organisationen mit österreichischem Spendengütesiegel, die armutsgefährdete oder in Armut lebende Personen unterstützen, mit Spenden finanziell helfen und den Betroffenen damit u.a. Güter des täglichen Bedarfs zur Verfügung stellen.
- Ausgemusterten Dingen auf z.B. Flohmärkten ein zweites Leben schenken und damit anderen einen günstigeren Einkauf ermöglichen.
- …
Die SDGs (Sustainable Development Goals) wurden 2015 von den Vereinten Nationen (193 Mitgliedsstaaten) in der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ als Fortführung der MDGs (Millennium Development Goals) beschlossen. Die 17 Ziele sollen zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Welt beitragen.
Aktualisiert am 29.09.2023