Beitrag von unserer Bloggerin Stefanie Reichl
Diese Wolke ist nicht grün
Ich hab mich gefragt, welche Auswirkungen diese massive Internetnutzung und der dazugehörige Energieverbrauch wohl auf die Umwelt haben.
2020: Das Jahr von Corona und der dazugehörigen Lockdowns. Ein Jahr – zumindest für mich – voller Zoom-Konferenzen, Netflix-Marathons, Podcasts, Computerspielen und vor allem Homeschooling inklusive der Produktion von Lernvideos, stundenlangem Online-Korrigieren und -Unterrichtsstunden.
Das Jahr des Internets.
2020 war ich aber nicht nur mehr im Netz als sonst (und das obwohl ich auch davor schon nicht selten vor dem Computer oder am Handy anzutreffen war). Für mich war es auch das Jahr, in dem mein gerade einmal eineinhalb Jahre alter Laptop den Geist aufgab und selbst nach einer knapp 500 Euro teuren Reparatur immer noch solche Faxen machte, dass ich mir kurz nach Schulbeginn doch noch ein Ersatzgerät besorgte.
Ich muss gestehen, dass ich mich erst kürzlich wieder zu fragen begonnen habe, welche Auswirkungen diese massive Internetnutzung und der dazugehörige Energieverbrauch wohl auf die Umwelt haben. Dabei bin ich auf einige interessante Zahlen gestoßen.
So schreibt etwa die BBC in ihrem Smart Guide to Climate Change, dass der CO2-Fußabdruck der globalen Internetnutzung und ihrer Supportsysteme mittlerweile etwa genauso groß ist wie jener der Flugindustrie. Das entspricht 3,7 % der globalen Treibhausgasemissionen oder 1,7 Milliarden Tonnen CO2, die notwendig sind, um digitale Technologien zu produzieren und am Laufen zu halten. Verteilen tut sich diese Menge über mittlerweile 4,1 Milliarden Userinnen und User, wobei jene aus dem globalen Norden wenig überraschend eine ungleich größere Rolle bei der Nutzung spielen, als jene im globalen Süden.
Allein auf das Streamen von Online-Videos über Youtube, Netflix, Amazon Prime und ähnliche Anbieter entfallen dabei ca. 300 Millionen Tonnen CO2.
Bäm! Da überlegt man sich schon mal kurz, ob man das nächste Katzenvideo wirklich anklicken möchte.
Ganz vom Internet unabhängig, hat natürlich auch die dafür notwendige Hardware Auswirkungen auf die Umwelt.
Für die Produktion wichtige Rohstoffe, wie etwa seltene Erden, werden unter umweltschädigenden und menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut. Und obwohl aus Altgeräten, viele dieser Rohstoffe wieder extrahiert werden könnten, findet bislang wenig Recycling in diesem Bereich statt.
Hinzu kommt, dass durch die immer kürzere Lebensdauer von Smartphones, Laptops und Co. der Elektroschrott immer weiter zunimmt und häufig – illegal verschifft – auf Müllhalden in Entwicklungsländern landet, anstatt umweltgerecht entsorgt zu werden. Wer einen Einblick gewinnen möchte, wie dieser Müll vor allem auch das Leben der Menschen vor Ort beeinträchtigt, dem sei die Doku „Welcome to Sodom“ von 2018 ans Herz gelegt. Dieser zeigt das Leben auf Europas größter Elektroschrott-Müllhalde in Ghana, von der etwa 6000 Menschen abhängig sind.
Zwar gibt es internationale Verbote und regelmäßig rechtliche Verschärfungen, um dem illegalen Export von Elektroschrott Herr zu werden. Bis dies tatsächlich erfolgreich erreicht ist, wird es aber mit Sicherheit noch länger dauern.
Die Frage, die mich nun beschäftigt, ist, was man denn als Einzelperson tun kann, um den ökologischen Fußabdruck im Netz möglichst gering zu halten.
Ein Tipp, der mir bei meiner Recherche immer wieder unterkommt, ist, die Lebensdauer von elektronischen Geräten bestmöglich zu verlängern. Dies, entweder in dem man kaputte Sachen reparieren lässt oder zu gebrauchten Produkten greift. Gute Second Hand Geräte sind dabei mittlerweile relativ einfach zu finden, etwa über die Website Refurbed, Compuritas etc.
Reparieren ist leider nach wie vor manchmal schwieriger (oder teurer) als gedacht, aber es gibt Bemühungen, um es in Zukunft einfacher zu gestalten. Ein gutes Beispiel dafür sind z.B. die Reparaturboni der Stadt Wien oder des Landes NÖ, mit denen man sich bis zu 100 Euro Unterstützung für die Reparatur von Elektrogeräten holen konnte.
Außerdem sollte man zu möglichst energieeffizienten Geräten greifen, um den Stromverbrauch bestmöglich zu reduzieren.
Was die Internetnutzung angeht, so ist die Lösung eigentlich sehr naheliegend. Nämlich einfach mal weniger scrollen, streamen usw. und vielleicht stattdessen Mal zu einem guten Buch greifen und den nächsten Film (wenn sie denn endlich wieder öffnen!) im Kino ansehen.
Wem das z.B. aus arbeitstechnischen Gründen gar nicht möglich scheint, der kann auch versuchen „grünere“ Internetangebote wahrzunehmen. Erste grüne Webhosts, die ihren Strom über Ökostrom beziehen gibt es bereits und über posteo.de kann man z.B. eine grüne E-Mail Adresse beziehen.
Sind das megagroße Schritte für den oder die Einzelnen, die einen riesigen Unterschied machen? Nein. Aber über die Menge von 4,1 Milliarden Internetnutzerinnen und -nutzern – sehr wohl.