Beitrag von unserer Bloggerin Sabine Schellander
Echte Frauen brauchen einfach Sicherheit
Ich schreibe heute über DIESE Tage. DIESE Tage im Leben jeder Frau. DIESE Tage, die begleitet sind von Gefühlsschwankungen, Schwitzanfällen, Heißhunger, Schmerzen und einem gewissen Unwohl sein
Seit Tagen überlege ich mir, wie beginne ich diesen Beitrag. Kann ich das Thema Frau- und auch Mann-gerecht rüber bringen? Es ist nämlich gar nicht so leicht, wie ich mir gedacht hab.
Dabei schreib ich heute über etwas, dass es schon seit Anbeginn der Menschheit gibt und zumindest ein Geschlecht der menschlichen Spezies regelmäßig betrifft. Was könnte das jetzt wohl sein?
Ja, ich schreibe heute über DIESE Tage. DIESE Tage im Leben jeder Frau. DIESE Tage, die begleitet sind von Gefühlsschwankungen, Schwitzanfällen, Heißhunger, Schmerzen und einem gewissen Unwohl sein und oft auch stöhnenden Männern, die mit den plötzlich auftauchenden Hormonmonstern an ihrer Seite nicht immer klar kommen. Sicher, man kann jetzt auch sagen, DIESE Tage machen uns Frauen erst vollständig und wir können so unser weibliches Dasein, erst so richtig feiern, aber wenn man es ganz nüchtern betrachtet, sind und bleiben DIESE Tage einfach nur mühsam.
Mühsam ist dabei auch das Thema der „Monatshygiene-Artikel“. Allein das Wort find ich schon unsexy – aber gut, es gibt ja auch diverse Wörter, die das umschreiben, aber eigentlich auch nicht besser sind. Ich will hier aber gar nicht auf die vielen lustigen Synonyme eingehen, die es da so gibt, sondern mehr darüber schreiben, wie selten das Thema Nachhaltigkeit im selben Atemzug damit genannt wird. Ich meine, bei Windeln ist es oft Thema, statt der herkömmlichen und durchaus praktischen Wegwerfwindel eine Stoffwindel zu verwenden und damit das Müllaufkommen drastisch zu reduzieren. Das Thema Stoffwindel beschränkt sich schon längst nicht mehr nur auf ÖKO-Kindergärten und elternorganisierte Krabbelstuben, sondern wird, meiner Meinung nach immer alltagstauglicher.
Über nachhaltige Monatshygiene liest man aber eher selten etwas und wenn, dann nur auf Plattformen wie diesen Blog hier. Reden tut man allerdings noch viel weniger darüber, oder?
Irgendwie kommt es mir vor, als würde man dieses Thema eher vermeiden. Gut, besonders hipp ist es ja grundsätzlich nicht, aber wenn man sich mal überlegt, was da so im Laufe eines Frauenlebens an Material anfällt, dann merkt man, dass das ein nicht ganz so geringer Haufen ist. Laut diversen Studien verbraucht eine Frau im Durchschnitt rund 16.800 Binden bzw. Tampons im Lauf ihrer TAGE und der Großteil dieser Produkte besteht dabei – laut dem Europäischen Verein der Faserindustrie – zu über 40 Prozent aus Kunststoffen wie PE, PP und PET. Rechnet man das jetzt mal kurz hoch, dann werden jährlich weltweit 45 Milliarden Monatshygiene-Produkte verwendet. Dazu kommt, dass eine mit Kunststoff überzogene Binde durchschnittlich 500 Jahre braucht um zu verrotten.
Wenn man das einmal durchdenkt, fragt man sich schlichtweg, ob man sich nicht vielleicht doch einmal dem Thema „nachhaltige Monatshygiene“ annehmen sollte und nicht nur peinlich berührt, über die neuen essbaren Eislöffel diskutieren sollte. Ich mein, diese sind natürlich auch toll und wichtig, aber….
Aber ich schreib heute nun mal über Monatshygiene und nicht über essbares Besteck (mir fällt jetzt einfach kein besserer Grund ein, warum essbare Löffel nicht auch spannend wären).
Zurück zum Thema: Also, ich habe mir nicht nur Gedanken gemacht, sondern habe mich auch, aufgrund etlicher Gespräche mit einer meiner besten Freundinnen und einer meiner Lieblings-Ex Arbeitskollegin überreden lassen dem Thema auch experimentell auf den Grund zu gehen. Sprich, ich bin in den Praxistest gegangen und habe mir völlig enthusiastisch eine – Achtung wieder so ein tolles Wort – „Menstruationstasse“ besorgt.
Und jetzt kommt leider der Teil, der weder sonderlich nachhaltig ist, noch wirklich prinzessinnenhaft. Alle die kein Blut sehen können, bitte ich jetzt, nicht mehr weiterzulesen.
Warum?
Naja, weil meine Erfahrung damit leider, hingegen meiner Erwartung nicht ganz so überzeugend waren. Grundsätzlich finde ich die Idee ja ganz gut und man könnte so wirklich eine beträchtliche Menge Müll sowie diverse gesundheitsschädliche Auswirkungen durch diverse Stoffe in den Hygieneartikeln vermeiden. Allerdings muss ich auch ehrlich zugeben, ich bin mit meiner Tasse gescheitert. Wir sind einfach nicht warm miteinander geworden.
Erstens ist das „Einführen der Tasse“ schon eine gewisse Herausforderung an sich, der man, wenn man es beispielsweise eilig hat, nicht immer gewachsen ist. Darüber hinaus haben wir in Europa zwar relativ hohe Standards, was unsere Toiletten angeht, viele Toiletten haben aber kein Waschbecken IN der Toilette. Es ist somit schwer, das Ding bei jedem Toilettenbesuch ordnungsgemäß zu reinigen, außer man führt ständig eine Wasserflasche mit sich. Was ich in der Regel (Achtung Wortspiel) selten tue. Drittens gibt es keinen schlimmeren Moment im Leben einer Frau, als der Punkt an dem sie sich nicht traut, von dem Stuhl auf dem sie sitzt, aufzustehen, in der Angst jeder würde sofort sehen, welche TAGE gerade sind. Kurz, die Angst, dass die Tasse voll ist, ist ständig allgegenwärtig.
Ich bitte jetzt alle Liebhaberin einer Menstruationstasse mir zu verzeihen. Ich finde die Idee wirklich toll und ich bin auch echt keine Freundin von den Bergen an Binden und Co, die wir monatlich produzieren (mal ganz abgesehen von dem Geld, das wir dafür auch ausgeben), ABER MICH hat diese Lösung einfach nicht überzeugt.
Nicht mit einem stressigen Alltag, in dem man mit Familie, Kind, Job und eventuellen Freizeitaktivitäten kämpft und nicht ständig eine hübsche Wasserflasche mit sich führt. Mir hat da einfach die Sicherheit gefehlt und vielleicht auch die notwendige Praxis.
Ich kann nur sagen, ich hab alles probiert, mein Bestes gegeben und bin trotzdem gescheitert.
Wie immer will ich aber alle dazu ermutigen, es auch zu probieren. Ich hab nämlich eine Freundin, die schwört darauf. Aus diesem Grund: Probiert es. Ich bin gespannt.
Welche Gründe es sonst noch gibt ökologische Alternativen zu verwenden könnt ihr im wir-leben-nachhaltig.tipp nachhaltige Frauenhygiene nachlesen.
PS: Meine Lieblings-Ex-Arbeitskollegin hat mir allerdings auch nach einigen Wochen gestanden, dass sie und Ihre Tasse nicht mehr ein Herz und eine Seele sind.