Beitrag von unserer Bloggerin Theresa Mai
Einführung in die Haustechnik – Strom im Haushalt
Kennst Du das? Stromausfall! Auf zum Sicherungskasten, um der Notlage zu entkommen. Aber zähneknirschend stellt man fest, dass man außer Ratlosigkeit nichts zur Lösung des Problems beizutragen hat. So viele Schalter!
Dieser Artikel wurde von Theresa Steininger von Wohnwagon geschrieben. Neben autarken, mobilen Wohneinheiten bietet Wohnwagon auch einen Autarkieblog, in dem Du Wissen und Anleitungen für ein autarkeres, selbstbestimmtes, nachhaltiges Leben findest.
Stromausfall! Was tun?
Kennst Du das? Stromausfall! Auf zum Sicherungskasten, um der Notlage zu entkommen. Aber zähneknirschend stellt man fest, dass man außer Ratlosigkeit nichts zur Lösung des Problems beizutragen hat. So viele Schalter! Woher soll ich wissen welcher wofür gut ist? Keine g’scheite Beschriftung im Kasten… alles was über die Reaktivierung des FI-Schalters hinausgeht überlässt man also lieber einem Profi und man greift zum Telefonbuch.
Muss das sein? Ganz und gar nicht. Wir unterziehen Dich nun einem Crashkurs:
Gemma’s praktisch an und bleiben wir bei der Eingangsthematik: Wie stellt man fest, wo bei einem Stromausfall der Hund begraben ist? Dazu muss man wissen, wie der Stromkreis eines Haushalts ungefähr aussieht. Hinweis: Zur eigenen Sicherheit sollte man ganz zu Beginn mal alle Elektrogeräte ausschalten.
Stromkreis Haushalt Schema
Strom wird in Elektrizitätswerken und Kraftwerken produziert, ins europäische Verbundnetz eingespeist und von dort in die Haushalte verteilt. Wenn er ankommt, durchläuft er mehrere Stationen:
- Vorzählersicherung (noch außerhalb des Haushalts)
- Stromzähler
- Sicherungskasten: beinhaltet den FI-Schalter (für Fehler und I, das Zeichen für die Stromstärke) und die Sicherungen der einzelnen Stromkreise (unterschiedlich, z.B. Bad+WC, Flur+Wohnzimmer,…).
- Stromverbraucher: Waschmaschine, Fernseher, Glühbirnen…
Anhand der Grafik ist auch zu erkennen, dass der Strom nicht zwingend aus dem Niederspannungsnetz stammen muss. Heutzutage ist es keine Seltenheit mehr, dass eigene Photovoltaik-Paneele das Hausdach schmücken und das unerschöpfliche Angebot an Sonnenenergie in direkt nutzbare elektrische Energie umwandeln. Toll, nicht? Schritt für Schritt in Richtung Energieautarkie möchten wir uns bewegen.
Wenn der Strom ausfällt, fällt die Sicherung. Ursache ist eine Unterbrechung des Stromkreises oder ein Ungleichgewicht von Strombereitstellung und –bedarf. Das kann auf verschiedenen Ebenen passieren:
- Ursache innerhalb des Haushalts: Grund ist meist ein defektes Gerät. Dazu braucht es nicht viel, ein wenig Überhitzung und ein, zwei durchgeschmolzene Drahtisolierungen, schon hat man einen Kurzschluss. Oder das Stromkabel zum Gerät hat was. Weitere Ursachen sind durchgebrannte Glühbirnen oder zu hoher Strombedarf: Waschmaschine + Geschirrspüler + TV + usw. sollten nicht am gleichen Stromkreis anliegen, dazu sind die Sicherungen und die Kabel nicht ausgelegt!
- Ursache außerhalb des Haushalts: Wenn auch andere Haushalte, vielleicht sogar ganze Straßen betroffen sind, ist ein Zwischenfall im Niederspannungsnetz anzunehmen. Nehmen sie Kontakt mit dem örtlichen Netzbetreiber auf. Achtung: Setz‘ keinen Notruf ab. Wenn ein ganzer Häuserblock wegen eines lächerlichen Stromausfalls die Feuerwehr ruft, bleibt keine Kapazität für wirkliche Notfälle.
Wenn die Ursache außerhalb des Haushalts liegt, kann man sowieso nix machen (außer man ist autark und hat seine eigene Inselanlage!). Und innerhalb? Um das schwarze Schaf zu identifizieren, geht man systematisch vor:
- Alle Sicherungen runterschieben (Stromkreis unterbrechen). FI-Schalter bleibt jedoch oben.
- Zug um Zug Sicherungen raufschieben. Jene Sicherung, bei der’s kracht und der Strom wieder ausfällt, zeigt an, in welchem Stromkreis das defekte Gerät sitzt.
- Handelt es sich z.B. um das Wohnzimmer, steckt man alle Stromkabel im Wohnzimmer aus den Steckern. Sicherung des Wohnzimmers nach oben schieben (Strom fließt).
- Zug um Zug die Stromkabel wieder einstecken. Jenes Gerät, bei dem erneut die Sicherung fällt (Strom wird unterbrochen), muss auf Fehler oder Schäden untersucht werden.
Wozu das alles? Nicht nur für die Wissbegierigen und die Heimwerker unter uns ergibt das Sinn. Es spart einfach Zeit! Du ersparst dir selbst und dem Haustechniker am Telefon viel Mühe, wenn Du eine Vermutung für die Ursache des Stromausfalls abgeben kannst. Solltest Du z.B. rausfinden, dass die Heizung spinnt, kannst Du direkt mit dem Kundendienst der Firma Kontakt aufnehmen.
Steckdosen sehen nur zufällig aus wie Schweinerüssel
Phase? Nullleiter? Erdung?
Die Phase ist der spannungsführende Leiter und ist meist schwarz, braun oder weiß. Sie leitet den Strom zum Verbraucher hin.
Der Nullleiter ist blau und führt den übrigen Strom wieder zurück ins Stromnetz.
Veranschaulichen wir das anhand eines Beispiels:
Wir stecken das Stromkabel einer Waschmaschine in eine Steckdose. Damit schließt das Gerät die Lücke im Stromkreis (was eine Steckdose ja quasi ist). Der Strom gelangt von der Phase in die Waschmaschine, die hier nichts anderes als einen Widerstand darstellt, der die Spannung verringert. Die Energie, die die Waschmaschine antreibt, entzieht der anliegenden Spannung einen Teil, leistet sozusagen „Widerstand“. Der Rest wird vom Nullleiter abgeführt und ins Netz zurückgespeist.
Zuletzt bleibt die Erdung. Diese leitet Fehlströme zur Erde ab und verhindert damit Unfälle an elektrisierten Oberflächen. Die Erdung hat dabei, wie der Nullleiter, eine fixe Kabelfarbe, nämlich Grün-Gelb. Die Ableitung zur Erde funktioniert analog zum Blitzableiter über einen Erdungsspieß: Das Potenzial des Erdreichs wirkt als Puffer für elektrische Entladungen großen Ausmaßes.
Je mehr Leistung, desto stärker die Sicherung, desto dicker der Draht
So lautet das Credo. Befolgen wir es nicht und jagen z.B. 4000 Watt durch einen Draht mit einer Querschnittsfläche von 1,5 Quadratmillimeter, brennt er durch. Glücklicherweise bewahrt uns die Sicherung vor einem Brand in unserer Wohnung.
Konkrete Anwendung widerfährt diesem Credo, wenn wir ein paar Neuzugänge in unserem privaten Elektroniksortiment verbuchen und alles in den gleichen Stromkreis schließen. Wenn nun insgesamt die Kapazität der Leiterkabel überstiegen wird, fällt die Sicherung und wir wissen, dass wir wohl was umstecken müssen!
Um dem vorzubeugen, nimmt man eine einfache Eselsbrücke zur Hand, aus der man Formeln ableitet:
W = Watt = Einheit der Leistung (P)
V = Volt = Einheit der Spannung (U)
A = Ampere = Einheit der Stromstärke (I)
Wie Du die Formel anwendest, siehst Du in folgendem Beispiel:
Wir haben mehrere Stromkreise in unserem Haushalt. Einer davon, nämlich der fürs Wohnzimmer versorgt mehrere Verbraucher mit unterschiedlichen Leistungen:
Verbraucher Leistung
4 Glühlampen 300 W
1 Fernsehgerät 150 W
1 Bügeleisen 1000 W
1 Elektroheizgerät 2000 W
Summe 3450 W
Im Sicherungskasten sind unter anderem mehrere Sicherungen installiert. Pro Stromkreis eine. Wenn der Strom eine bestimmte Ampereanzahl überschreitet, wird die Sicherung ausgelöst und der Stromkreis unterbrochen. Die gängigsten Sicherungen im Haushalt haben 13, 16 oder 21 Ampere.
Der Stromkreis in unserem Beispiel hat eine Sicherung mit 16 Ampere. Wir können also nun in obige Formel einsetzen und prüfen ob der Bedarf den Grenzwert von 16 A überschreitet:
Formel 3450:230
(230 V = Standard-Netzspannung in Europa)
⇒ Grünes Licht, der Stromkreis ist nicht überlastet (15 < 16)!
Wenn man nun jedoch auch noch den Staubsauger in Betrieb nimmt, sieht’s nicht mehr so rosig aus:
bisherige Summe 3450 W
Staubsauger 1500 W
neue Summe 4950 W
Formel 4950:230
⇒ Rotes Licht, der Stromkreis ist überlastet ( 21,52 > 16)!
Mithilfe dieser Formel kann man sich also recht gut selbst helfen! Wenn also z.B. bei einem Stromausfall kein Gerät mit einem Defekt findest, liegt’s also wahrscheinlich an der Kapazitätsüberlastung des Stromkreises wie hier beschrieben.
Haustechnik ist keine Raketenwissenschaft. Sicher braucht es Vorsicht, aber mit ein bisschen Beschäftigung mit dem Thema kann man selber auch die Basics! Nur Mut!
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