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Fragen an Markus Gerhartinger, Sprecher der Konferenz der Umweltbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirche Österreichs

Beitrag von unserer Bloggerin Daniela Capano

Kirchliche Umweltbeauftragte sind ImpulsgeberInnen innerhalb ihrer Diözesen und begleiten Menschen, Pfarren und Einrichtungen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.

Markus Gerhartinger auf Terrasse mit Stephansdom im Hintergrund
Kirchliche Umweltbeauftragte begleiten Pfarren und Menschen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.

Kirchliche Umweltbeauftragte sind ImpulsgeberInnen innerhalb ihrer Diözesen und begleiten Menschen, Pfarren und Einrichtungen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Sie erinnern die Pfarren, mit der Schöpfung sorgsam umzugehen und unterstützen sie, umweltfreundliche Maßnahmen zu setzen und ihre Verantwortung für die Welt zu übernehmen.

Die diözesanen Umweltbeauftragten haben sich im Jahr 2000 zu einer Konferenz zusammengeschlossen, die sich zwei Mal jährlich zum Austausch und Planung trifft. Sprecher der Konferenz der Umweltbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirche Österreichs ist Dipl.-Päd. Markus Gerhartinger.

Er ist außerdem Umweltbeauftragter im Umweltbüro der Erzdiözese Wien und für Projekte wie Autofasten, kirchliches Umweltmanagement und die Schienenwallfahrt zuständig.

Herr Dipl.-Päd. Gerhartinger, seit wann gibt es die kirchliche Umweltarbeit in Österreich? Wie wird diese in den verschiedenen Diözesen in Niederösterreich und Österreich gestaltet?

Die Umweltbeauftragten in den Diözesen gibt es seit Mitte der 90er Jahre, das Umweltbüro in Wien wurde 1996 gegründet. Davor gab es aber auch schon gute Initiativen von einzelnen Gruppen oder Personen.

Seit 2000 koordinieren wir uns auch österreichweit. Als katholische Umweltbeauftragte treffen wir uns zweimal im Jahr und auch mit den evangelischen Kolleginnen und Kollegen gibt es einen regelmäßigen Austausch u.a. einmal jährlich bei einer 3-tägigen Konferenz. Darüber hinaus sind wir regelmäßig im Austausch miteinander. Der Umweltbereich ist ein sehr weiter Bereich und es ist gut, dass wir von unseren Ausbildungen alle unterschiedlich sind und verschiedene Spezialgebiete haben. So ergänzen wir unser Wissen und haben überall Expertinnen und Experten. Ich bin im Mobilitätsbereich sehr bewandert.

Papst Franziskus hat 2015 mit seiner Enzyklika LAUDATO SI das Thema Umwelt und den Umgang mit der Schöpfung ganz konkret aufgegriffen. Was hat diese in der bzw. für die kirchliche Umweltarbeit bewirkt?

Vor der Enzyklika LAUDATO SI war es so, dass der/die Umweltbeauftragte sich mit den Pfarren beschäftigt hat, die was tun wollten. Der Papst sagt in der Enzyklika, es ist nicht ein Thema für ein paar Engagierte, sich um die Umwelt, um den Planeten zu kümmern, die Schöpfungsverantwortung wahrzunehmen gehört wesentlich zum Leben eines Christen dazu. Damit muss sich seitdem jede Pfarre oder kirchliche Organisation mit Umweltthemen beschäftigen.

Nach der Veröffentlichung der Enzyklika LAUDATO SI hatten einige von uns mit den Bischöfen einen Studientag zur Umweltarbeit der Kirche in Österreich. Seitdem gibt es regelmäßige Gespräche mit der Diözesanleitung und zweimal im Jahr Gespräche mit dem Generalvikar über neue Themen und Umsetzungsmöglichkeiten.

Alle Diözesen haben nachhaltige Leitlinien, wir haben uns die Beschaffungskriterien und die Energiesituation der Gebäude angeschaut. Als katholische Kirche haben wir extrem viele Gebäude und somit eine große Last in Richtung Gebäudesanierung.

Wir haben auch eine Arbeitsgruppe in der Bischofskonferenz, wo wir uns anschauen, was die Pariser Klimaziele für uns als Kirche bedeuten. Unser Ziel wäre, die Klimaziele in der Kirche einhalten zu können. Das ist ein Riesenprojekt, wo wir interdisziplinär, mit verschiedensten VertreterInnen aus allen Diözesen zusammenarbeiten.

Papst Franziskus ist es sehr wichtig, dass in puncto Nachhaltigkeit was weitergeht. Es ist gerade eine LAUDATO SI – Plattform im Entstehen, wo sich Pfarren vernetzen und an Best Practice Beispielen lernen können.

Bis zum 30. September konnten sich Pfarreien mit Projekten und Aktionen für den Diözesanen Umweltpreis in Niederösterreich 2021 anmelden. Welche Aktionen werden hier eingereicht? Können Sie uns ein Beispiel nennen, welches Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Pfarren sind sehr eigenständig. Es gibt Pfarren, die wirklich Vorzeigepfarren in puncto Nachhaltigkeit sind: Sie haben schon sehr viel Projekte umgesetzt, arbeiten regelmäßig am Thema, haben ein funktionierendes Umweltteam und sogar ein Umweltmanagementsystem. Andere Pfarreien setzten kleinere Aktionen. Ich kämpfe beim Diözesanen Umweltpreis eher, dass der Anspruch der Pfarren so hoch ist. Nach dem Motto: Wenn alles perfekt wäre, würden wir einreichen. Ich versuche sie zu ermutigen, auch kleinere Aktionen im Bereich der Veranstaltungen, des Pfarrfestes oder im Bereich der Gebäudesanierung einzureichen. Denn ich finde auch diese Aktionen sind es wert, publik gemacht zu werden.

Wir haben 660 Pfarren in der Erzdiözese Wien, dadurch kenne ich nicht alle Pfarren und deren Aktionen persönlich. Beeindruckt hat mich die Pfarre Stockerau, da sie beim Umbau des Pfarrheims von Beginn an versucht hat, alles was möglich und finanzierbar ist, mitzudenken. Sie haben das Pfarrheim fast wieder so gebaut, wie es war, aber sie haben viele Dinge im Sinne der Ökologie verändert. Das waren Maßnahmen wie z.B. beim Stiegenaufgang ein kleines Fenster einzubauen, um das ständige Aufdrehen des Ganglichtes unnötig zu machen und so auch Energie einzusparen. Sie haben eine Regenwasserzisterne für die Klospülung errichtet und die Verrohrung für die zukünftige PV-Anlage vorgesehen. Sie haben pastoral und ganzheitlich mitgedacht: Was brauchen wir als Pfarre? Was macht ökologisch Sinn?

Alle anderen Projekte, die eingereicht wurden und Preise bekommen haben waren aber genauso großartig und ich bin froh und dankbar, dass wir so viele Engagierte in der Pfarre haben.

In Ihrer Funktion als Sprecher der Konferenz der Umweltbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirche Österreichs stehen Sie in Kontakt und Austausch mit anderen Religionsgemeinschaften und arbeiten an einer gemeinsamen Umweltarbeit. Was sind die zukünftigen Pläne der Konferenz?

Wie schon gesagt treffen wir uns seit 2000 österreichweit zu den Konferenzen. Das erste gemeinsame Projekt als Umweltbeauftragte war Autofasten, wo wir in der Fastenzeit alle Menschen dazu einladen, sich nachhaltig fortzubewegen und weniger das Auto zu nutzen bzw. Fahrgemeinschaften zu gründen oder Fahrten zu bündeln. Auch das Projekt Umweltmanagementsystem (EMAS) für Pfarren oder kirchlichen Einrichtungen wird mittlerweile österreichweit durchgeführt, sowie die ökumenische Schöpfungszeit vom 1. September bis 4. Oktober.

Wir als Konferenz haben kein fixes Programm, im Sinne von „das machen wir auf jeden Fall“.

Wir erleben gerade im Bereich der Nachhaltigkeit, dass sich viel tut und verändert und dass oft Dinge einfach per E-Mail abgesprochen werden, weil, wenn wir bis zur nächsten Konferenz gewartet hätten, wäre es zu lange gewesen.

Kurz nachgefragt:

  • Thema des letzten Tischgesprächs?
    Das Klimaticket. Sowohl privat als auch beruflich.
  • Dieses Talent würde man Ihnen nicht zutrauen…
    Was nicht alle wissen ist, dass ich mich mit den Bahnhöfen Österreichs gut auskenne. Ich bekomme immer wieder Fotos geschickt und ich soll dann anhand eines kleinen Ausschnittes erraten, welcher Bahnhof es ist.
  • Ihr Schreibtisch: Chaotisch oder ordentlich?
    Chaotisch.
  • Ihr letztes Abenteuer?
    Für mich ist die Schienenwahlfahrt, die ich einmal im Jahr organisieren immer ein Abenteuer. Dort chartern wir einen Sonderzug und fahren quer durch die Diözese auf Wallfahrt. Ich bin dann für 80 bis 100 Leute zuständig und möchte, dass sie schönen Tag haben und dass alles funktioniert. Das Abenteuerlichste war heuer, dass an einem Bahnhof der Zug am falschen Bahnsteig angezeigt wurde als er eingefahren ist und wir dann schauen mussten, dass alle den Zug auch erwischen und mitfahren können.
  • Der beeindruckendste Mensch in der Geschichte?
    Ich würde den Namen Franziskus wählen, einerseits hat mich der heilige Franziskus immer schon fasziniert, mich fasziniert aber auch der jetzige Papst. Ich finde den Umgang mit der Natur und dieses Bewusstsein dafür sehr spannend.
  • Welches Wort möchten Sie nie mehr hören?
    Corona
  • Das beste Buch, das Sie zuletzt gelesen haben?
    Ich gebe zum, dass ich es noch nicht fertiggelesen habe (es hat rund 700 Seiten) aber ich habe vor einiger Zeit von einem guten Freund das neue Buch des Münchner Universitätsprofessor für Sozialethik Markus Vogt „Christliche Umweltethik“ geschenkt bekommen, dass mich natürlich sehr interessiert.
  • Ihre erste Maßnahme in Sachen Umweltschutz?
    Für mich war es schon als Kind immer klar, Lebensmitteln werden nicht weggeschmissen. Man kann aus allem noch was machen. Die Kostbarkeit der Lebensmittel.
  • Im Herbst – Wandern oder Radfahren?
    Radfahren – ich fahr sehr gern mit dem Rad u.a. auch in die Arbeit
  • Ihr Wunsch an die gute Fee…
    Ich erlebe es immer wieder mühsam, immer noch über den Klimawandel und die ungleiche Verteilung von Gütern auf dieser Welt verbunden mit einer notwendigen Lebensstiländerung diskutieren zu müssen. Da würde ich mir von einer guten Fee wünschen, dass plötzlich allen Menschen klar ist, dass wir unser Leben und viele Abläufe auf unserer Welt ändern müssen und wir alle an einem Strang ziehen für eine gute und lebenswerte Welt für ALLE Menschen.