Beitrag von unserem Blogger Tino Blondiau
Für den Winter ziehen wir dem Haus einen Pullover an
Eine Dämmung für das Haus musste her. Nur wie dick, welches Material und kann die Mauer überhaupt noch „atmen“? Fragen über Fragen.
Bei der Sanierung meines Bauernhauses war mir eines schnell klar. Ich will keine hohen Heizkosten, das Klima nicht unnötig belasten und enorme Mengen an CO2 in die Atmosphäre blasen. Eine Dämmung musste her. Nur wie dick, welches Material und kann die Mauer überhaupt noch „atmen“? Fragen über Fragen.
Welche Dämmstärke braucht es
Die Frage nach der Dämmstärke war relativ leicht zu beantworten. Ich will, dass mein Gebäude so wenig Energie wie möglich verbraucht. Ein Passivhaus ist so gut gedämmt, dass es gar keine Heizung benötigt. Bei Sanierungen ist es nicht so einfach den Passivhausstandard zu erreichen. Dennoch gibt es auch bei Sanierungen Anforderungen an die U-Werte der Bauteile. Der U-Wert ist jener Wert, der angibt, wie viel Energie ein Bauteil nach außen lässt. Viel Dämmung führt zu einem guten (niedrigen) U-Wert und wie bei einem Pullover bleibt das Gebäude dadurch auch wärmer. Mein Ziel war es, alle U-Werte auf 0,15 W/m2k zu bringen. Im Vergleich dazu: Die ungedämmte 50cm Vollziegelwand aus Lehm hat einen U-Wert von 1,1 W/m2k. Bei meiner Sanierung stand ich vor der Herausforderung, dass ich durch den vorgegebenen Dachvorsprung „nur“ etwa 20 cm außen dämmen konnte. Das Dach habe ich mit 30cm gedämmt. Trotzdem konnte ich durch die Dämmmaßnahmen den Energieverbrauch um etwa 80% reduzieren und habe mein Ziel erreicht, meinem Haus einen dicken Pullover anzuziehen.
Welches Material ist sinnvoll
Nachdem ich mich dazu entschloss mein Gebäude ausführlich zu dämmen, stand ich vor dem Problem, welches Material am sinnvollsten ist. Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl an Dämmstoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen haben den Vorteil, dass während des Wachstums CO2 gebunden wird. Stroh, Zellulose oder Hanf wären typische Beispiele für solche Dämmstoffe. Ich habe mich für Zellulose entschieden. Zellulose wird aus alten Zeitungen hergestellt, ist ein Recyclingprodukt und kann als Dämmung für Hohlräume in Decken und Wänden verwendet werden. Der Einbau ist relativ einfach. Mithilfe eines Schlauches wird der Dämmstoff in die Hohlräume geblasen. Ich habe sowohl die Decken als auch die Wände mit Zellulose gedämmt.
Kann mein Gebäude überhaupt noch atmen?
Früher dachte ich, dass EPS-Dämmstoffe (Styropor) Wände nicht mehr atmen lassen. Leider ist dieser Glaube fest in den Köpfen verankert. Mauern können nicht „atmen“ außer sie sind so undicht, dass es überall rein zieht. Unter „atmen“ wird Dampfdiffusion verstanden. Ein sehr technischer Begriff aus der Biophysik. Im Winter hat die Innenluft einen deutlich höheren Wasserdampfgehalt als die kalte Außenluft. Dieses Wasser will durch die Mauer nach außen. Sind Dämmung oder Wandaufbau fehlerhaft ausgeführt, kann es zu Feuchtigkeitsproblemen und Schimmel kommen. Das liegt aber nicht an der „bösen“ Dämmung, sondern an Feuchteproblemen durch aufsteigende Feuchtigkeit oder Wärmebrücken bei falsch ausgeführter Dämmung.
Mein Fazit:
Eine gut ausgeführte Dämmung reduziert die Energiekosten und schafft ein behagliches Zuhause. Im Neubau kann mithilfe einer guten Dämmung sogar auf eine Heizung verzichtet werden. Wird ein Dämmstoff aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet, bleibt die Wertschöpfung bei uns und das Klima wird geschont.