Beitrag von unserer Bloggerin Sabine Schellander
Hexenküche oder Achtung: Pickig!
Die jährliche Holunder-Saftproduktion hat angefangen. Ziel ist es, in kürzester Zeit so viel Verdünnungssaft zu produzieren, um über das ganze Jahr zu kommen.
Jedes Jahr zwischen Mai und Juni verwandelt sich meine Küche und Teile meines Wohnzimmers in eine Art klebrige Hexenküche. Gleichzeitig ziehen ein paar große silberne Haushaltskübel und gefühlt 10.000 kg Zucker bei uns ein. Der Boden pickt, es gibt jeden Nachmittag etwas zu tun, die Nachbarn lauern vor der Tür und ich renne ca. 1.000 x vom Keller in die Wohnung und wieder retour.
Warum das alles?
Ganz einfach, weil unsere jährliche Saftproduktion angefangen hat. Ziel dieser ist es, in kürzester Zeit so viel Verdünnungssaft zu produzieren, um über das ganze Jahr zu kommen und gleichzeitig Family & Friends zu versorgen.
Und ich kann hier stolz verkünden, seit zwei Jahren gelingt mir dies auch.
Die Jahre davor habe ich mich noch in kleineren Mengen geübt und musst dann regelmäßig auf Verdünnungssaft aus dem Laden zurückgreifen. Seit zwei Jahren aber sind wir auf der sicheren Seite und unser Keller ist gut gefüllt. So gut, dass wir jetzt noch Saft vom letzten Jahr haben, obwohl ich wirklich einige Flaschen verschenkt habe.
Angefangen hat das Ganze mit der lieben Mutter eines Freundes und deren Fast-Bauernhof. Ich schreibe hier Fast-Bauernhof, weil es sich für mich dort anfühlt wie auf einem Hof, mit jede Menge Kräutern und Obst und Gemüse aus dem Garten, nur halt keine Tiere oder Landwirtschaft. Diese Frau hat den ultimativen „grünen“ Daumen. Egal welche Pflanze sie anfasst, es blüht und gedeiht alles in ganz unglaublichem Ausmaße.
Das fasziniert mich so, weil ich eher den – ich nenne ihn liebevoll – „schwarzen“ Daumen habe. Das bedeutet, dass jede Pflanze, der ich mich nähere, automatisch zum Tode verurteilt ist. Und so etwas wie mich haben sie auf der BOKU studieren lassen. Ts ts ts.
Wie auch immer, die Frau mit dem grünen Daumen hatte immer den mit Abstand besten Kräutersaft zu Hause. Und nachdem ich diesen Jahre lang konsumiert hatte, hab ich mir gedacht, das mach ich auch, das kann ja nicht so schwer sein. Seitdem bin ich mit Haut und Haar zur Safttante mutiert und koche jedes Jahr um die 40 -50 kg Zucker zu Sirup ein. Dabei probiere ich jedes Jahr etwas Neues aus: diese Experimente reichen vom klassischen Hollundersaft über Melisse, Minze, gemischte Kräuter mit Salbei und Thymian bis zu Ingwer, Baldrian oder Lavendel.
Hollersaft ansetzen
Die Kräuter dafür kommen sogar aus unserem kleinen Stadtgarten (siehe meinen Blogeintrag über das Strohbeet). Den Lavendel oder Baldrian bringe ich aus Kärnten mit und auch für den Holunder habe ich eine Quelle hier ganz in der Nähe.
Die Zitronen, die Zitronensäure, der Zucker und der Ingwer kommen klassisch aus dem Geschäft, die Haushaltskübel sind aus dem Baumarkt und waren nach langem hin und her die perfekte Lösung für unsere Mengen.
Neue Geschmacksrichtungen auszuprobieren, finde ich großartig. Die Kräuter zu pflücken, den Zucker aufzukochen und alles abzufüllen macht eigentlich auch Spaß. Das einzige was stört, ist die Tatsache, dass in unserer Saftphase die ganze Wohnung pickt und mich die Leute im Laden immer etwas komisch ansehen, wenn ich knappe 40 kg Zucker zum Auto schleppe. Aber was soll es. Es macht mir Spaß und meiner Tochter auch und unsere Freunde und unserer Familie freut sich auch, immerhin haben die ja auch was davon. Und demnächst fahr ich nach Kärnten zu meiner Mama und verkoche ihre Kräuter, denn auch Kärnten braucht selbstgemachten Verdünnungssaft und dann möchte ich noch irgendwann mal Veilchensaft ausprobieren. Den habe ich nämlich noch nie gemacht.
Mein Rezept:
- 2,5 Liter Wasser
- 4 kg Zucker
- 3 Zitronen aufgeschnitten
- 40-80 g Zitronensäure
- jede Menge Kräuter Eurer Wahl
- 4 Tage ziehen lassen
Meine Tipps:
Prosecco mit Ingwersirup
Schwarzer Kaffee mit einem Schuss Lavendelsirup
Baldriansirup für die Nerven – allerdings nicht zwingend für die Geschmacksnerven!