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Interview mit Anja Förster, Rebels at Work

Beitrag von unserer Bloggerin Christa Ruspeckhofer

Anja Förster ist Bestsellerautorin, Vortragsrednerin und Unternehmerin und Gründerin der Initiative „Rebels at Work“.

Interview mit Anja Föster
Interview mit Anja Föster

Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland und ihrem MBA-Studium in den USA war Anja als Managerin für die Unternehmensberatung Accenture tätig. Seit 2002 ist sie selbständig und unterstützt Führungskräfte und ihre Teams, erfolgreich durch ein Umfeld der Digitalisierung, Disruption und Komplexität zu navigieren und sich fit für die Zukunft zu machen. Sie ist davon überzeugt, dass jede Organisation mutige Andersdenker braucht, die sich für Ideen engagieren, die im Widerspruch zu den „üblichen“ alten Routinen stehen. Veränderer, die andere von ihren Ideen überzeugen und dazu beitragen, Unternehmen von innen heraus zu verändern.

Frau Förster, mit Ihren Büchern und Vorträgen möchten Sie Menschen dazu ermutigen, im Arbeitsleben kreativer zu sein und auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen. Ihr Ansinnen dabei: „Sei alles, außer gewöhnlich“. Wie geht man da am besten vor?

Wir brauchen in der Wirtschaft mehr Selberdenker, die interessante Ideen jenseits des Mainstreams entwickeln und vorantreiben. In der Praxis bedeutet das aber noch lange nicht, dass es auch erwünscht und karriereförderlich wäre. Die alte Wahrheit „Wer sich bewegt, tritt der stehenden Masse auf die Füße“ stimmt. Jemand, der es wagt, aus der Menge auszuscheren, Dinge zu hinterfragen und außergewöhnliche Dinge zu tun, ist schnell einsam. Der Mehrheit ist allerdings nicht bewusst, dass sie dem Querdenker eigentlich dankbar sein sollte. Denn die abweichende Meinung ist auch dann nützlich, wenn sie falsch ist, denn Querdenker erhöhen die Qualität der Entscheidung. Geradezu verrückt ist, dass viele Organisationen Ideenreichtum fordern, tatsächlich aber Anpassung belohnen.Unsere Initiative Rebels at work und meine Bücher möchten aber Mut machen.

Wenn ich jetzt in meinem System bemerke, dass es schwierig ist, mich zu bewegen. Wie werde ich wieder mehr zur Rebellin?

Um etwas zu ändern, braucht es Mut und Entschiedenheit. Es ist sehr viel einfacher, am Altbekannten festzuhalten, selbst wenn es uns nirgendwo hinführt. . Was hilft, das System wachzurütteln, ist, sich Verbündete zu suchen. Einzelne Rebellen und QuerdenkerInnen, die die heilige Ordnung in Frage stellen und mit kühnen neuen Ideen aufwarten, können leicht zur Seite gedrängt werden. Wenn es aber mehrere sind, dann ist es sehr viel schwieriger, sie auszubooten. Es ist auch für das eigene seelische Gleichgewicht gut zu wissen, dass man Verbündete hat und nicht alleine kämpfen muss. Diese Verbündeten müssen nicht zwangsläufig Kollegen sein, sondern es könnten auch Kunden oder Zulieferer sein, mit denen du gemeinsam eine neue Idee vorantreibst.

Interview mit Anja Föster
Interview mit Anja Föster

Was passiert, wenn nichts passiert und Unternehmen alte Pfade nicht verlassen?

Nostalgie ist kein Geschäftsmodell. Mit der Liebe zur Vergangenheit kann man ein Museum betreiben, aber kein Unternehmen und übrigens auch kein Bundesland und keinen Staat. Die Geschichte stellt keine Ewigkeitsgarantien aus. Was wir allerorten sehen, ist, dass etablierten Wirtschaftsunternehmen von bisher unbekannten Akteuren angegriffen. Willkommen im Zeitalter der Disruption! Du zahlst den Preis dafür, nicht mutig und zukunftsgerichtet zu sein. Einem Unternehmen bleiben die Kundinnen und Kunden weg, einer Gemeinde die BürgerInnen.

Und was bedeutet das für die Führungsarbeit?

Das Loslassen von bestehenden Gewissheiten, Denkroutinen und Vorgehensweisen in der Führung ist unbequem, weil sofort Unordnung und Kontrollverlust ins Spiel kommen. Das löst Ängste und Unsicherheiten aus. Was wir uns aber klar machen sollten, ist, dass Ordnung, Planbarkeit, Muster und Routinen die Eckpfeiler des Industriezeitalter waren, als die Maschinen den Takt angaben. Damals hat das sehr gut funktioniert, aber im Wissenszeitalter werden die Karten neu gemischt. Höchste Zeit also, mit diesem Konzept zu brechen. Viele Führungskräfte führen genau diesen inneren Kampf, denn in dem Moment, wo sie Freiraum gewähren, geben sie auch ein gutes Stück der Kontrolle ab. Damit können viele immer noch schwer umgehen.

Viele von uns kennen das, wir meinen NEIN und sagen JA. In einem Ihrer Bücher widmen Sie sich diesem Thema „NEIN: Was vier mutige Buchstaben im Leben bewirken können“. Verraten Sie uns Tipps, wie wir das am besten hinbekommen?

Nein ist kein Tabuwort, sondern eines der wichtigsten, besten und sinnvollsten Wörter überhaupt. Wer selbstbestimmt leben und eigenständige Entscheidungen für etwas treffen will, muss sehr oft Nein sagen. Hinter jedem Ja stehen viele Neins. Und diese Entschiedenheit kann jeder trainieren. Ich sag nicht, dass man zu allem Nein sagen soll, aber jeder hat seine eigenen Wirksamkeitsfelder, wo es wirklich wichtig ist, es zu tun. Achtsamkeit ist hier extrem wichtig und die unbewusste Einstellung zu hinterfragen, es allen recht machen zu wollen.

Interview mit Anja Föster
Interview mit Anja Föster

Kurz nachgefragt:

  • Wann ist es Ihnen das letzte Mal schwer gefallen NEIN zu sagen?
    Wenn sie jetzt meine Familie fragen, würden sie sagen, dass es mir gar nie schwer fällt J. Mein persönlicher Kampf liegt in der Ernährung. Ich bin zu sehr ein Genussmensch als dass ich dem Zuckerzeug ganz wiederstehen kann.
  • Welche 3 Eigenschaften brauchen zukunftsorientierte Unternehmen unbedingt?
    Freiraum gewähren, Experimentierfreude und Geschwindigkeit.
  • 3 Eigenschaften, die erfolgreiche Rebellinnen und Rebellen bei der Arbeit auszeichnet?
    Erstens, der Glaube an dich selbst.. Zweitens Gestaltungsfreude im Sinne von die Welt ein Stückchen zum Besseren verändern zu wollen und drittens Mut.
  • Wenn Sie eine Persönlichkeit zum Essen einladen könnten, welche wäre das?
    Arnold Schwarzenegger, von dem heute auf der Veranstaltung ja auch schon die Rede war, wäre sicherlich ein spannender Gast
  • Wem folgen Sie am liebsten auf Twitter?
    Brené Brown, eine Professorin aus Texas, die Emotionen wie Angst und Verletzlichkeit und Scham erforscht. Was ich daran spannend finde, ist, dass zeigt, dass diese vermeintlich negativen Emotionen die Voraussetzung dafür sind, dass Liebe, Zugehörigkeit, Freude und Kreativität entstehen können.
  • Welche Telefonnummer in Ihrem Verzeichnis ist die wichtigste?
    Von meinem Mann.
  • Das Buch lese ich gerade?
    Stephan Scheer: Der Masterplan – Chinas Weg zur Hightech-Weltherrschaft. Sehr gutes Buch, dass ich zur Lektüre dringend empfehle, denn wir in Europa müssen Antworten auf die chinesische Herausforderung finden.
  • Ihr Motto?
    „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“ von Erich Kästner entspricht mir sehr.