Interview mit Barbara Pletzer, Ecolodge Fashion OG

Im Mai 2016 gründeten drei Frauen aus Niederösterreich ein Modelabel, welches seitdem ausschließlich ökologisch nachhaltige & fair erzeugte Kleidung produziert. 2019 wurden sie von der Initiative „17 und wir“ des Landes Niederösterreich als wegweisendes Projekt zur Erreichung der 17 globalen Entwicklungsziele ausgezeichnet.

Barbara Pletzer ist der kreative Kopf des Modelabels. Sie erstellt die neuen Designs, zeichnet Labels und Visitenkarten und ist auch für die Öffentlichkeitsarbeit bei Ecolodge Fashion zuständig.

Frau Pletzer, wie kamen Sie dazu ein Modelabel zu gründen? Wie haben Sie Ihr Team gefunden?

Denise und Kerstin sind Schwestern und wir sind alle drei befreundet. Vom Kleidungsstil her haben wir einen sehr ähnlichen Geschmack. Das Problem damals war, dass wir kaum etwas gefunden haben, was uns gefällt und nachhaltig, fair und biologisch war. Inzwischen ist das etwas anders bzw. haben wir schon mehrere kleine Labels kennengelernt. Aber damals war zertifizierte, biologische, nachhaltige Mode eher im Ethno-Stil. Diese typische Streetware, die wir anbieten, gab es noch nicht. Deswegen kamen wir auf die Idee, unsere Mode einfach selbst zu machen. Ich bin Grafikerin und hab angefangen, die Designs zu zeichnen und gemeinsam haben wir nach Wege gesucht, wo und wie wir die Sachen beziehen können. Heute haben wir Hoodies, Westen, T-Shirts, Kleider, aber auch Hauben, Stirnbänder, Schals und Co. im Angebot. Unser Stil ist leger, unsere Motive sportlastig und erzählen vom Wandern, Snowboarden, Ski fahren, Surfen, Klettern etc.

Ihr Name Ecolodge ist recht ungewöhnlich. Ich hätte da eher an den touristischen Bereich gedacht. Wie sind Sie zu Ihrem Namen gekommen?

Ja, der Name ist für ein Modelabel vielleicht etwas ungewöhnlich, aber er passt. Home und Lodge stehen für heimelig und Eco für nachhaltig. Wir sind Ecolodge – Home of green Fashion – ganz nachhaltig und heimelig.

Bevor ein T-Shirt in unsere Läden gelangt, hat es bereits eine lange Strecke um den Globus zurückgelegt. Welchen Weg gehen eure T-Shirts und Sweatshirts? Was zeichnet Ecolodge – Produkte aus?

Der Weg unsere Mode ist ein, für die Branche, recht normaler. Derzeit fertigen wir noch in einer relativ geringen Stückzahl, deswegen steigen wir bei gewissen Produkten erst beim fertigen T-Shirt und beim fertigen Pulli ein und veredeln sie mit unserem Design.

Bei den T-Shirts, Pullis etc., die wir kaufen, ist uns die Zertifizierung der Produkte sehr wichtig. Unsere Rohprodukte sind ausschließlich mit Global Organic Textile Standard zertifiziert. GOTS beinhaltet nämlich nicht nur das biologische, sondern dass alles – von der Baumwollpflanzung bis zur Färbung vom Textil – zertifiziert bio aber auch fair in puncto Arbeitsbedingungen ist. Die Betriebe, die unsere Produkte produzieren, gehören zusätzlich alle der Fair Wear Foundation an, die sich dafür einsetzen, dass die Arbeitsstandards gut sind und auf das müssen wir uns derzeit verlassen.

Das Veredeln unsere Shirts passiert dann bei uns zu Hause.

Bei größeren Aufträgen arbeiten wir mit einer Druckerei in der Nähe zusammen. Auch arbeiten wir mit 3 Schneiderinnen zusammen, welche uns die Stirnbänder und Kleider nähen. Die Weiterverarbeitung geschieht somit im Pielach- und Melkertal in Niederösterreich. Das unterscheidet uns von anderen ProduzentInnen.

Aber unsere Mode muss auch leistbar sein. Wir haben in der ersten Kollektion einen Schal angeboten, den haben wir selbst genäht, die Kerstin hat ihn in ihrer eigenen Waschmaschine gefärbt, ich habe das Design selbst reingezeichnet. Schnell mussten wir erkennen, dass das viel zu anstrengend ist. Alleine die Arbeitszeit kann niemand bezahlen! Wir möchten bezahlbare Bio-Mode anbieten. Unsere Shirts gibt es ab 30 €, das zahlt man für ein Marken T-Shirt im Sportfachgeschäft auch. Dafür haben das aber weder Kinder noch ZwangsarbeiterInnen genäht und man kann mit gutem Gewissen etwas Cooles tragen. Dafür haben wir nur 2 Kollektionen pro Jahr, eine Winter- und eine Sommerkollektion und haben 4-5 Motive. Immer wenn von den Vorjahreskollektionen noch etwas übrig bleibt, machen wir die nächste Kollektion etwas kleiner, damit das Lager nicht explodiert.

Unser zweites Standbein ist die Team-Bekleidung. Unser erster Kunde war die Gemeinde Rabenstein an der Pielach, die auf uns zukamen, ob wir nicht T-Shirts für die JungbürgerInnen-Feier hätten. Jetzt haben wir schon andere Gemeinden, die Caritas in St. Pölten, die Naturfreunde aber auch Unternehmen wie Bachinger etc. ausgestattet. Für Firmen wird das Thema Nachhaltigkeit auch immer wichtiger und Teambekleidung sollte auch von der Qualität der Textilien passen und nach mehrmaligem Waschen trotzdem noch schön aussehen.

Wo können unsere LeserInnen Ihre Produkte erwerben? Gibt es besonders nachgefragte Stücke?

Wir haben noch kein Büro oder Geschäftslokal, aber wir haben uns VertriebspartnerInnen gesucht. Wir sind in Regionalläden, Bio-Läden aber auch beim Intersport in Scheibbs, Gaming und Wieselburg im regionalen Sortiment. Auch sind wir im Internet in einigen nachhaltigen Onlineshops vertreten wie Avocadostore, Iconity oder Beeanco. Auf unserer Webseite sind alle PartnerInnen aufgelistet.

Unser Ziel ist es ja, wir möchten langsam und stetig wachsen, da wir alle 3 berufstätige Mütter sind von relativ kleinen Kindern. Wenn es eben so langsam und gemütlich bisschen bergauf geht, dann ist es für uns super, deswegen reicht derzeit das kleine Sortiment.

Unser Verkaufsschlager ist aber definitiv ein T-Shirt mit dem Namen Heartbeat. Das war eher eine Schnellzeichnung von mir, aber es wird seit 3 Jahren immer noch bestellt. Es zeigt einen Herzschlag und darüber ein See und ein Berg mit Boot und AnglerIn. Das finden wir so schön, weil es eben aussagt „Mein Herz schlägt für Sport und Natur“. Erst gestern wieder wurde ein Heartbeat T-Shirt bestellt.

Kurz nachgefragt:

• In Ihrem Kühlschrank befinden sich immer…?
  Eier
• Am meisten schätze ich an meinem Beruf, dass …
  ich frei sein kann und machen kann was mir gefällt.
• Hund oder Katze?
  Ich habe 2 Katzen.
• Eine Sache, mit der Sie sich gerne richtig gut auskennen würden?
  Geschichte und Literatur
• Ihr letztes Abenteuer?
  Mit unserer einjährigen Tochter im Bus einen Monat in Norwegen
• Ich wäre gerne für einen Tag…
  ein Mann
• Campen oder Hotel?
  Campen
• Das wichtigste Kleidungsstück in Ihrem Kleiderschrank?
  Ich hab eine ganz coole, quietschgelbe Regenjacke aus Nordspanien.
• Wem folgen Sie am liebsten auf Twitter oder Podcast?
  DariaDaria, weil sie zum Großteil ganz coole Sachen macht.
• Es ist Erntedankzeit: Für was sind Sie im – nicht ganz einfachen – Jahr 2020 dankbar?
  Eigentlich für alles, was bisher in meinem Leben passiert ist. Ich bin sehr zufrieden.