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Ist Re-Use das neue Recycling?

Beitrag von unserer Bloggerin Luise Steininger

Re-Use muss professionalisiert werden und mit Hilfe von Marketingmaßnahmen noch moderner, hipper und cooler werden.

Frau streicht altes Möbel hellblau an
„Shabby chic“ nennt sich der Trend alte Möbelstücke aufzupeppen.

Der Zufall wollte es, dass mir eine Einladung zur 4. Österreichischen Re-Use-Konferenz in Graz in die Hände flog und dankenswerterweise durfte ich auch daran teilnehmen.

Eine Reihe von Vorträgen – um genau zu sein 11 an der Zahl – ließen diesen Tag zu einem recht intensiven werden. So richtig spannend und interessant wurde es mit Beginn der Podiumsdiskussion. Mir taten die DiskutantInnen leid – wohl durch die etwas spätere Stunde (das ursprünglich geplante Ende war bereits überschritten) – war der Saal nur mehr halb gefüllt… dafür hörten die noch Anwesenden aber auch wirklich interessiert zu 

Ich möchte Euch hier kurz mein persönliches Fazit schildern:

  • Re-Use von nicht mehr erwünschten und teilweise fehlerhaften Produkten – man könnte auch Abfall sagen – ist zwar eine tolle und wichtige Sache, aber viel, viel wichtiger ist die grundsätzliche Abfallvermeidung!
  • „Shabby chic“ nennt sich der Trend alte Möbelstücke, vom Flohmarkt oder geerbt, mit etwas Geschick leicht zu überarbeiten, ihnen einen neuen Look zu verpassen und mitten unter modernen Möbeln in den eigenen vier Wänden zu platzieren.
  • Re-Use muss professionalisiert werden und mit Hilfe von Marketingmaßnahmen noch moderner, hipper und cooler werden. Eine Lobby ist notwendig! Ein von einem Referenten geklautes Beispiel, dass mir sehr gut gefallen hat: Ein junger Bursch, der mit seinem wiederverwendetem Kunststoffbehältnis im Supermarkt Wurst und Käse einkauft, darf nicht komisch angeschaut und belächelt werden, sondern muss von den jungen hübschen Mädchen nebenbei bewundert und verehrt werden!
  • Ich war und bin überrascht und fasziniert wie viele Repair-Cafés und Second-Hand-Shops es in ganz Österreich bereits gibt. Durch einen professionellem Auftritt und mit perfekter Produkt-Präsentation müssen diese ihr leider doch teilweise noch immer vorhandenes Image vom „Arme Leute Outlet“ noch weiter ablegen!
  • Es braucht auch den politischen Willen Re-Use von Abfällen populär zu machen und finanziell zu unterstützen. Positiv ist allerdings, dass das persönliche, freiwillige und unentgeltliche Engagement von Privatpersonen für die Gesellschaft wieder mehr zunimmt – man braucht sich nur das Engagement für die Flüchtlinge in den letzten Monaten ansehen.
  • Recycling ist und bleibt natürlich trotz Re-Use noch immer sehr wichtig und Re-Use verhindert Recycling nicht – es verzögert nur den Zeitpunkt. Und übrigens: die Wertschöpfung durch Re-Use ist ungefähr die 10-fache als durch Recycling und nicht zu vergessen sind die dadurch entstehenden Arbeitsplätze.
  • Frauenkleidung kann besser wiederverwendet werden als Männerkleidung.
    Meine lieben Damen: es ist leider wahr – wir tragen unsere Kleidung wesentlich weniger als unsere männlichen Mitmenschen bevor wir sie weggeben, wodurch sie einfach in noch besserer Qualität in Re-Use-Zentren landet…
  • Traurig aber leider wahr ist es auch, dass leider immer mehr Personen die Mülltrennung nicht mehr für wichtig halten… die Bequemlichkeit und die Faulheit siegen … leider … 

Diese beiden Dinge haben mich ganz besonders überrascht:

Erstens: Beim Wäschewaschen spart man die meiste Energie wenn man aufs Bügeln verzichtet! Ganz nebenbei wird auch die Waschmaschine länger leben, wenn man die Wäsche mit etwas geringerer Drehzahl schleudert und sie dafür beim Aufhängen etwas mehr in Form zieht … die Lager werden nämlich nicht so schnell kaputt!

Zweitens: Im Durchschnitt entstehen 52,7 % der Gesamtumweltbelastungen eines Produktes durch die Herstellung und den Transport! Somit ist es eigentlich besser ein altes Gerät mit etwas höherem Stromverbrauch erst dann gegen ein neues A+++ Gerät auszutauschen, wenn es wirklich kaputt und nicht mehr zu reparieren ist.

In diesem Sinne werde ich zukünftig:

  • Bei jedem Kauf vorher nachdenken ob ich denn wirklich etwas brauche,
  • versuchen, wenn ich etwas kaufe, Abfall dabei bestmöglich zu vermeiden und
  • all das Zeug, das ich besitze aber eigentlich nicht benötige, sofort der Wiederverwertung durch Re-Use zuführen! Die alten Röhrenfernseher, die jetzt voll funktionsfähig aus dem Keller gekramt und auf Funktionstauglichkeit überprüft zum Kauf angeboten werden, will jetzt nämlich keiner mehr

Aktualisiert am 06.10.2023