Beitrag von unserer Bloggerin Sabine Schellander
Mein innerer Schweinehund ist ein Fashionvictim
Je mehr ich aber mit Menschen außerhalb meiner „grünen Glitzerblase“ rede, umso mehr komme ich drauf, dass der Konsument gar nicht so gut über Fast Fashion informiert ist.
In letzter Zeit beschleicht mich immer mehr das Gefühl, dass ich mich wirklich in einer „grünen Glitzerblase“ bewege. Ich habe lange nicht verstanden, wie es sein kann, dass es immer noch Menschen gibt, die nicht wissen, dass irgendwer, irgendwo enorm draufzahlt, wenn wir ein T-Shirt um 2 Euro kaufen. Das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand, dass sich diese Bilanz im Sinne einer gerechten und fairen Produktion nicht ausgehen kann. Hinzukommt, dass unsere Social Media Kanäle voll mit Infos sind, die uns oft gnadenlos und auf unangenehme Weise die Wahrheit präsentieren. Und trotzdem sind viele von uns nach wie vor davon überzeugt, dass Geiz geil ist.
Je mehr ich aber mit Menschen außerhalb meiner „grünen Glitzerblase“ rede, umso mehr komme ich drauf, dass der Konsument gar nicht so gut informiert ist, wie man denkt. Oder vielleicht will er es auch gar nicht wirklich sein, weil man ohnehin niemanden mehr vertraut und alles mit der Aussage „Das ist ja alles nur Marketing“ abtut. Und so ganz einfach ist es ja wirklich nicht als Konsument. Ich muss ständig Entscheidungen treffen und abwägen, was mir wichtig ist: Geht es darum faire Arbeitsbedingungen zu fördern; oder doch Stoffe aus biologischem Anbau; oder richte ich mich nach recycelten Fasern; oder kaufe ich nur regional; oder kaufe ich gar nicht mehr und tausche nur oder shoppe 2nd Hand usw.?
Neben der Unwissenheit gibt es noch eine andere Komponente, die manchmal ein Wörtchen mitredet. Mir funkt leider immer wieder mein innerer Schweinehund dazwischen und der dürfte eine ausgeprägte modische Ader haben. Besonders nach einer harten Woche wird er aktiv und sorgt dafür, dass ich all meine guten Vorsätze über Board schmeiße, sobald ich ein tolles Kleidungsstück zwischen den Fingern hab. Dann kommt er mir mit so Argumenten wie „Ach komm schon! Du hast so hart gearbeitet, gönn Dir doch was.“ Und ich werde schwach und gebe nach, als könnte mich der 34te Rock wirklich glücklich machen.
Meine Arbeitskolleginnen waren sich dabei einig, dass es vielleicht besser ist, zumindest hin und wieder nachhaltig zu shoppen, als gar nicht. Immer ist halt irgendwie schwer. Oder ist das nur eine Ausrede, die wir alle gerne benutzen um unser schlechtes Gewissen zu beruhigen? Das weiß nämlich – genauso wieder innere Schweinehund – ganz genau, was wir gerade fördern, wenn wir zu einem 2 Euro T-Shirt kaufen, dass wir unter Umständen nur zwei Mal, wenn überhaupt, tragen.
Und falls es Euch auch ein wenig so geht, wie mir, möchte ich Euch folgende Dinge mitgeben:
1. Am besten ist es, gar nichts zu kaufen und lieber zu tauschen oder zu leihen.
Wer was dazu lesen will, der sollte zum Buch der tollen Nunu Kaller greifen
„Ich kauf nix!: Wie ich durch Shopping-Diät glücklich wurde“
Oder Ihr geht zu „Endlos fesch“, die Damen sind nicht nur super nett, sondern auch die Teile, die sie anbieten sind toll. Was das ist? Ach ja, dort kann man sich Kleidungsstücke einfach mieten und nach ablaufen der Frist gibt man sie retour, sie werden geputzt und sind für die nächste Kundin frei.
Was ich aber besonders gerne mache, ist tauschen! Dafür gibt es meine beste, liebste und ebenso fashionirre Freundin. Da wandern die Kleidungsstücke nur so hin und her. Und das Schönste daran ist, wir treffen uns auf eine Glas Wein, plaudern und tauschen die „latest Fashion“ aus. Das ist sozusagen unbezahlbar!
Falls Ihr kein Fashionvictim als Freundin habt, gibt es jede Menge Kleiderkreisel Veranstaltungen, denen man sich mit Freude anschließen kann und dann nach Lust und Laune Kleidung austauschen kann.
2. 2nd Hand:
Ich denke, jeder von Euch weiß, wo der nächste 2nd Hand Shop ist. Schon auf Interrail hat es mich vor allem in Berlin und Hamburg fasziniert, wie groß und trendy diese Läden sind. Und dort kauft man Gewand nach dem kg-Preis. Unfassbar. Ich bin aber trotzdem leider eher jemand, der diese Läden meidet. Es liegt am Geruch, muss ich gestehen. Der törnt mich einfach ab.
Ich persönlich bevorzuge den Kleiderschrank meiner Mutter, der ist voll bis obenhin und dort shoppe ich dann. Da gibt es zum Beispiel den Overall aus den 70ern, den ich bei einem Open Air Konzert von „Earth, Wind and Fire“ angehabt habe. Der ist sozusagen echt echt Vintage und wird vermutlich ewig in unserem Familienbesitz bleiben, so wie viele andere Teile meiner Mama, auf die sie enorm geachtet hat und immer noch achtet. Damals war das mit der Qualität einfach anders, oder es gab einfach nicht so viel, oder jedes Teil, war eben etwas Besonderes. Und ich sag Euch, mein Kasten ist voll mit so irren Teilen von meiner Mama.
3. Regionale Labels:
Der zweite große Anteil in meinem Kleiderschrank kommt vornehmlich von einer österreichischen Designerin, die ihre Sachen selber näht. Die kenne ich, die mag ich und bei der shoppe ich einfach gerne, weil sie sie ist! Natürlich sind die Sachen auch Bombe, aber sie ist es halt auch und ihr Name ist so nett und „Fröhlich“ (siehe Linksammlung).
Es gibt aber auch viele andere zahlreiche österreichische Labels, die super sind und die nicht so aussehen, als hätte man in einer Ökokiste rumgewühlt (sorry, für den Ausdruck, aber der beschreibt es einfach so schön!).
3. Labels:
Es muss aber nicht immer ein Österreichisches Label sein. Es kann ja auch ein internationales Fair Fashion Label sein, oder auch ein Kleidungsstück, welches aus nachhaltigen Materialien hergestellt wurde. Wer sichergehen will, dass die Labels auch halten was sie versprochen, der wird hier gut informiert und kann nachlesen, welche Kriterien hinter den Auszeichnungen stehen!
4. Online Shopping:
Und zuletzt das gute und gar nicht so alte Online Shopping – auch hier gibt es bereits nachhaltige Alternativen, die sich bemühen, dem ganzen Trend ein wenig Fairness mitzugeben. Ich weiß ja, dass es viele von Euch uuurrrr praktisch finden, sich ein Teil in vier Größen liefern zu lassen, um sich den Weg zum Shop zu sparen. Der Trugschluss ist halt nur der, dass man glaubt, sich dabei Zeit zu ersparen. Denn a. passen die Sachen meist gar nicht und man schickt enttäuscht alles retour und b. muss man das Paket oft holen, dann wieder zur Post tragen und hin her her hin.
Hier trotzdem ein paar gute Alternativen:
Avocadostore und ganz neu und von 4 WienerInnen gegründet beeanco