Beitrag von unserem Blogger Gerald Franz
Mit dem Radl in der Freizeit in die Freiheit
Ich schreibe ja schon länger für diesen schönen Blog und denke, dass ich viele Aspekte zum Thema Radfahren bereits beleuchtet habe. Heute muss ich allerdings feststellen, dass sich einiges geändert hat im Bezug aufs Fahrradfahren.
Leider ist das Rad noch immer nicht als vollwertiges Verkehrsmittel im Alltag angekommen, dafür aber ist Radfahren in der Freizeit noch beliebter geworden!
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern!
Wer noch kein Fahrrad hat und sich eines anschaffen will hat es gar nicht so leicht. Denn viele Fahrradhändler sind ausverkauft! Nicht nur weil durch die Pandemie globale Lieferketten unterbrochen wurden, sondern auch weil unzählige Personen in den letzten Monaten den Fahrradhandel regelrecht gestürmt hatten.
Die Mehrzahl der erworbenen Räder sind mittlerweile hochwertige E-Bikes oder im Fachjargon Pedelecs genannt. Aber wer mit dem Fahrradhändler seines Vertrauens das Gespräch gesucht hat weiß: alle Fahrradtypen, sei es Reiserad, Faltrad, Kinderrad etc. sind mittlerweile Mangelware.
Was ist da passiert?
Während ich vor einigen Jahren als fleißiger Radreisender noch als Exot angesehen wurde, kenne ich mittlerweile viele Personen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, die mit dem Fahrrad in Urlaub fahren, sich kleinere oder auch umfangreichere Touren vorgenommen haben. Manche alleine oder zu zweit, andere mit der gesamten Familie. Einige davon gehen es sehr sportlich an, die meisten aber wollen genüsslich die Landschaft genießen und im Fahrradurlaub nicht auf Kulinarik und Kultur verzichten.
Allen gemeinsam ist aber, dass viele nicht weit verreisen wollen und gleichzeitig das eingeschränkte Freiheitsgefühl, das Covid mit sich gebracht hat, für ein paar Tage abzuschütteln versuchen. Dafür ist das Fahrrad tatsächlich sehr geeignet.
Im hohen Norden unterwegs
Ich selbst war heuer im Sommer mit dem Faltrad im hohen Norden unterwegs und bin mit Zelt und Co. von Göteborg nach Oslo geradelt. Dazu möchte ich ein paar Beobachtungen teilen, die auch für Radreisende in weniger exotischen Gefilden relevant sein könnten, aber auch ein paar Zeilen über die Infrastruktur fürs Radfahren verlieren. Vielleicht liest ja der eine oder andere kommunale Entscheidungsträger mit.
Vorbereitung ist alles!
Zuerst aber die persönliche Perspektive: Vorbereitung ist alles! Wer sich nicht die Zeit nimmt, sich im Vorfeld Gedanken über Routenplanung, Übernachtungsmöglichkeiten und die Art der Navigation macht, kann im Laufe der Fahrt enttäuscht werden.
Wie viele Kilometer schaffe ich bei gegebener Topografie und im Worst-Case bei starkem Gegenwind? Wie sieht es mit meinen BegleiterInnen aus? Im Zweifelsfalle sollte man das bei einer Tagestour austesten, bevor man sich in Unbekannte Gefilde stürzt und der Urlaub zu Stressfaktor wird.
Darüber hinaus sollte man sich sorgfältige Gedanken zur Ausrüstung machen: allzu viel Alltagskleidung werde ich wohl nicht benötigen (leider selbst festgestellt), eine gute Regenausrüstung inklusive Gamaschen für die Schuhe wohl schon. Nichts ist unangenehmer als klitschnass den Tag am Fahrrad zu verbringen.
Wer den ganzen Tag mit dem Fahrrad navigiert, sollte einen guten Handyakku haben, oder aber eine Powerbank dabeihaben. Wie oft habe ich in Pausen nach Steckdosen gesucht. Vielleicht kann ja auch der Fahrradynamo das Handy laden? Beim E-Biken macht es auch Sinn sich im Vorfeld über Lademöglichkeiten zu informieren. Last but not least ist zu berücksichtigen, dass man bei Radreisen öfter dicht besiedelte Gebiete verlässt und sollte daher entsprechende Reparaturmöglichkeiten mitführen. Das bedeutet Pickzeug, Ersatzschlauch und Pumpe. Aber auch beim Verbandszeug sollte nicht an Platz gespart werden. Für den Transport eigenen sich wasserdichte Seitentaschen. Hier lohnt es sich in Qualitätsware zu investieren. Ein Fahrradhelm sollte auf keinen Fall fehlen!
Ausbau der Infrastruktur
Hier bin ich beim zweiten Punkt betreffend die Infrastruktur angelangt: Im Norden Europas aber auch entlang vieler Flussläufe sind Fahrradwege optimal ausgebaut.
Es gibt getrennte Fahrradinfrastruktur, die auch von Kindern oder älteren Personen gut und sicher befahren werden kann. Leider sind in Österreich viele Überlandstraßen noch nicht mit entsprechender Fahrradinfrastruktur ausgestattet.
Hierbei rate ich RadlerInnen höchste Vorsicht walten zu lassen, nicht nebeneinander zu Fahren (auch wenn es schön wäre zu plaudern) und gut sichtbar zu sein – v.a. in der Dämmerung. Jedenfalls sollte man darauf achten (und da spreche ich aus eigener Erfahrung) nicht in die Nachtstunden zu kommen. An die kommunalen VertreterInnen unter den Mitlesenden richte ich meinen Appel für mehr sichere Infrastruktur zu sorgen. Nicht nur die radelnden Personen freuen sich darüber, sondern auch die Autofahrenden, die bei plötzlich auftauchenden RadlerInnengruppen abrupt abbremsen müssen. Hier ist das Thema Kosten und Versiegelung sicher fehl am Platz, denn Fahrradfahren wird weiter boomen, egal ob auf Alltagswegen oder in der Freizeit. Radelnde (egal ob auf einem normalen Fahrrad oder E-Bike) sind besonders verletzlich – schützen wir Sie indem wir Ihnen entsprechende Fahrradwege zur Verfügung stellen!
Viel Spaß bei der nächsten Radtour!