Beitrag von unserer Bloggerin Petra Nemec
Nachgefragt bei Treffpunkt Bibliothek
Bücher und Medien dienen der Unterhaltung genauso wie der Bildung und Forschung, sie werden für die Schule oder berufliche Weiterbildung benötigt und sind in unserer Freizeitgestaltung nicht wegzudenken.

Bibliotheken spiegeln in ihrem Angebot unsere Gesellschaft ebenso wider wie die aktuellen Herausforderungen.
Die Servicestelle Treffpunkt Bibliothek NÖ unterstützt Bibliothekarinnen und Bibliothekare in ihrer täglichen Arbeit und dient der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung.
Wie genau das passiert, haben wir bei der Geschäftsführerin Ursula Liebmann, MA nachgefragt:
Ihre Regionalberaterinnen unterstützen und beraten Bibliothekarinnen und Bibliothekare bei vielen Fragen rund um den Bibliotheksalltag. Das reicht von Förderungen bis zu Neugründungen von Bibliotheken. Welche Themen werden am meisten bei Ihnen nachgefragt?
Wie genau funktioniert die Unterstützung, wenn beispielsweise eine Bibliothek in einer Gemeinde neu gegründet wird?
Die Fragen der Bibliothekar:innen sind sehr vielfältig und reichen von ganz grundlegenden Informationen in Bezug auf den Medienbestand, der Aufstellung bzw. Präsentation der Medien, Veranstaltungsbewerbung wie auch deren Durchführung, Unterstützung für die Öffentlichkeitsarbeit, Teamführung, Hinweisen zu diversen Förderungs- und Sponsorenansuchen, Kooperationsmöglichkeiten bis hin zu Trägergesprächen und Programmgestaltung.
Die Unterstützung zur Neugründung liegt uns sehr am Herzen, denn jede weitere öffentliche Bibliothek bedeutet, dass eine flächendeckende Versorgung in Niederösterreich einen Schritt weiter ist.
Um eine Bibliothek zu gründen, braucht es geeignete Räumlichkeiten, die eine zeitgemäße Bibliothek – einem Ort der Begegnung – ermöglichen, sowie Menschen, die die Bibliotheksarbeit verrichten möchten und bereit sind dafür eine Ausbildung zu absolvieren. Weiters ist an eine geeignete Infrastruktur zu denken: Möbeln, Medien, digitale Ausstattung inklusive einer Bibliothekssoftware bis hin zur Büroausstattung und zusätzlichen Materialien für eine ansprechende Literaturvermittlung.
Nicht zuletzt gilt es auch rechtliche Komponenten, finanzielle Mittel und Informationen über die relevanten Organisationen, Firmen und Partner zu besprechen.
Die Regionalberaterinnen der Servicestelle kommen für eine Beratung vor Ort, um mit den Trägern und den zukünftigen Bibliothekar:innen alle Details zu erörtern und zu verschriftlichen. Meist sind mehrere Termine für die Planung und Umsetzung dafür nötig.
Treffpunkt Bibliothek NÖ hat heuer den Schwerpunkt Nachhaltigkeit gewählt. Was planen Sie genau und welche Angebote gibt es dazu für Bibliotheken?
Die Servicestelle hat den Schwerpunkt Nachhaltigkeit mit dem Titel: Wir säen Zukunft: Nachhaltigkeit in den NÖ Bibliotheken für die Jahre 2024 und 2025 gewählt. Ein niederösterreichweites Projekt der Servicestelle ist die NÖ Saatgutbibliothek, die einen Tausch von regionalem Saatgut in den Bibliotheken ermöglicht. Dafür wurde gemeinsam mit dem Kooperationspartner Natur im Garten eine Saatgutbox entwickelt, sowie Saatgutsäckchen, Etiketten zur Beschriftung dieser, Werbe- und Informationsmaterial und ein Handbuch zur Durchführung. Über 260 Bibliotheken in NÖ haben dieses Starterset kostenlos zugesandt bekommen.

Weiters gibt es laufend Weiterbildungsangebote der Servicestelle zu diversen Themen im Bereich Nachhaltigkeit, sowohl für das Medienangebot, die Vermittlung als auch für die Reflexion, wie nachhaltig der laufende Bibliotheksbetrieb gestaltet wird.
Sie haben im letzten Jahr gemeinsam mit unserer Initiative Wir leben nachhaltig das Thema „Bibliothek der Dinge“ aufgegriffen. Dazu gab es ein gemeinsames Online-Seminar mit zahlreichen interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Bibliotheken in NÖ.
Wie schätzen Sie die Nachfrage in der Bevölkerung nach einem erweiterten Angebot mit einer „Bibliothek der Dinge“ in bereits bestehenden Bibliotheken ein? Worin sehen Sie die Vorteile für Bibliotheken und für Kundinnen und Kunden?
Im vergangenen Jahr konnten wir den Bibliothekar:innen gemeinsam mit und dank der Initiative Wir leben nachhaltig das Onlineseminar für eine „Bibliothek der Dinge“ anbieten. Diese ermöglicht einen Verleih von verschiedensten Geräten, Materialien, Werkzeugen usw. in einer Bibliothek – ganz nach dem Prinzip: sharing is caring. Mittlerweile haben sich bereits einige Bibliotheken gemeldet, die eine „Bibliothek der Dinge“ im laufenden Betrieb umsetzen möchten. Üblicherweise werden neue Trends erst nach dem die sogenannten „early adopters“ diese umgesetzt haben von weiteren Bibliotheken aufgegriffen.
Ihr traditionelles Angebot zu erweitern, entsprechende Medien und Veranstaltungen dazu anzubieten, auch neue Zielgruppen zu generieren u.v.m. sind Vorteile einer Bibliothek der Dinge für Bibliothekar:innen. Die Kund:innen profitieren, weil sie durch das Leihen von „Dingen“ diese vor einer Neuanschaffung einmal ausprobieren können oder vielleicht gar nicht kaufen müssen und sich so den Platz des Aufbewahrens spart. Insgesamt bewirkt die Bibliothek der Dinge einen Beitrag zum nachhaltigen Konsum und der Reduktion von Müll.
Bibliothek der Dinge

Welche Ziele haben Sie für die nächsten Jahre geplant? Gibt es Neuerungen, die sie als Servicestelle in der Umsetzung unterstützen und auf die sich Besucherinnen und Besucher einer Bibliothek freuen können?
Das Prinzip des „Repair Cafés“ – wieder in Form eines Onlineseminars in Kooperation mit Ihnen – stellt eine weitere Möglichkeit einer Angebotserweiterung in den Bibliotheken dar, bildet ebenfalls einen nachhaltigen Beitrag zur Müllvermeidung und hat eine starke soziale Komponente, indem Wissen niederschwellig weitergegeben und ein Zusammenkommen von Menschen ermöglicht wird.
Seit ein paar Jahren gibt es in Bibliotheken den sogenannten „Science Afternoon“ – spannende und interessante Experimente und Workshops werden von Wissenschaftler:innen für die ganze Familien in Bibliotheken gemacht. Beginnend mit 2025 wird es nun auch für Erwachsene die Möglichkeit geben, die Datenerhebung für die Wissenschaft zu unterstützen. Durch Beteiligung, auch „Citizen Science“ genannt, kann man Daten, Bilder, Tondokumente, Historisches, u.v.m. verschiedenen wissenschaftlichen Projekten zukommen lassen. Detaillierte Informationen wird es demnächst in den öffentlichen Bibliotheken geben.
Neu ist die Etablierung eines Bibliotheken Festival Niederösterreich. In der ersten Juniwoche wird es in vielen öffentlichen Bibliotheken vielfältige Veranstaltungen und Angebote für Familien geben. Auf diese Weise wird sichtbar, was Bibliotheken heute bieten und zeitgleich soll die Neugierde geweckt werden, wenn man noch keine Bibliothek besucht hat, diese Gelegenheit zu ergreifen!
Das Programm der Bibliotheken wird in Kürze auf der Publikumswebseite: noebib.at zu entdecken sein.
Die Bibliothekar:innen freuen sich auf Ihren Besuch!

Last but not least: Lesen erlebt eine Renaissance!
Nicht nur durch Booktok, Bookstagramm und BookTube werden auch Jugendliche und junge Erwachsene wieder für das Lesevergnügen begeistert. Unser Ziel als Servicestelle ist es, gemeinsam mit den Bibliothekar:innen auf Basis von internationalen Standards die Bibliotheken zu inspirierenden Orten zu entwickeln, die Partizipation des Publikums auf unterschiedliche Weise ermöglichen.

Kurz nachgefragt:
- Dieses Talent würde man Ihnen nicht zutrauen…
3 Jahre habe ich auf einer Landwirtschaft gelebt, daher kann ich Kühe melken und einige andere Tätigkeiten, die das Führen einer Landwirtschaft mit sich bringt. - Was war bisher Ihr lustigster oder seltsamster Job?
Einen der lustigsten und vor allem ereignisreichsten Jobs durfte ich als Au-pair in den USA für eine Familie mit vier Kindern erleben. Diese Zeit hat mich sicher sehr geprägt. - Was mögen Sie am Frühling?
Am meisten, dass er jedes Jahr auf´s Neue beginnt und mit ihm die Natur wieder grüner bzw. mit den Blüten bunter wird, sowie die Tage länger, heller und wärmer werden. - Darüber kann ich richtig lachen:
Ich bin sehr dankbar dafür, mit einer Frohnatur ausgestattet zu sein und daher über sehr viel und am liebsten mit anderen lachen kann. - Hund oder Katze?
Hund - Was sind Ihre Kraftquellen?
Zeit mit meinen Kindern, in der Natur sein, Musik (Singen, Hören, live erleben), Gespräche mit Freunden, mein Beruf & mein Team und natürlich Literatur. - Schreibtisch: chaotisch oder geordnet?
Geordnetes Chaos - Wie sieht ein perfektes Wochenende aus?
Siehe Kraftquellen - Was war Ihr Berufswunsch als Kind?
Kinderärztin oder Volksschullehrerin - Welche 3 Dinge haben Sie immer im Kühlschrank?
Sauer Eingelegtes, Hafermilch und Butter. - Ihr persönlich Nachhaltigkeitstipp ist …
möglichst viel von dem, wovon man sich trennen möchte – von Lebensmitteln, über Kleidung bis hin zu Büchern, (Garten-)Geräten usw. – jemand anderem zu schenken oder in einen Second Hand Laden zu bringen, sofern es noch gut/schön/brauchbar ist, und nicht wegzuschmeißen.

Aktualisiert am 08.04.2025