Beitrag von unserer Bloggerin Silvia Osterkorn-Lederer
Tatü Tata – die Lebensmittelretter sind da …
Gleich zwei unserer Netzwerk-Partner haben sich der Lebensmittelrettung verschrieben! Mit ihrer täglichen Arbeit tragen sie dazu bei, dass weniger Obst und Gemüse entsorgt wird. Mit ihren Produkten sorgen sie zudem für kulinarischen Genuss.
Lebensmittelverschwendung ist ein gravierendes Problem – global gesehen, aber auch in Österreich. Die vermeidbaren Lebensmittelabfälle entstehen einerseits im Haushalt, aber auch schon während der Produktion. Laut WWF gehen in Österreich jährlich rund 167 Millionen Kilogramm Obst und Gemüse in der Landwirtschaft verloren. Sowohl das Wiener Unternehmen Unverschwendet als auch die Flotte Lotte im Waldviertel haben sich dieses Problems angenommen: Sie retten und verarbeiten überschüssige Lebensmittel.
Lebensmittel sind wertvoll: eine Idee – zwei Zugänge
Die Idee bzw. Mission der beiden Betriebe ist ident, bei den gewählten Vermarktungsformen gibt es aber einen Unterschied. Wir haben mit den Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern beider Betriebe geplaudert.
Flotte Lotte im Waldviertel
Die Flotte Lotte wurde 2015 gegründet und ist im schönen Waldviertel zuhause – genauer gesagt in Zwettl. Mittlerweile hat das Unternehmen fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu Beginn der Tätigkeiten war alles noch vereinsmäßig organisiert und es waren viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mit an Bord. Später wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt und alles auf professionellere Beine gestellt. Durch die Covid-19-Pandemie verlor der Verein fast alle unbezahlten Mitarbeitenden – 2021 wurde dank des Erfolges aus dem Verein eine GmbH, im Jänner 2024 hat Daniel Ruttinger diese als Geschäftsführer übernommen.
Tonnenweise Erfolge zu verbuchen …
Im Durchschnitt wurden durch die Flotte Lotte zwischen 50 und 70 Tonnen Lebensmittel verarbeitet – zusätzlich kamen noch Spenden an die Sozialmärkte hinzu, das waren auch nochmal etwa 15-30 Tonnen jährlich. Der überwiegende Teil der verarbeiteten Waren kamen aus dem Großhandel, jetzt wird in erster Linie mit den Urproduzenten/Urproduzentinnen zusammengearbeitet, da dort die meisten Überschüsse anfallen. Weitere Rohstoffe kommen aus dem Import bzw. Retouren vom Großhandel an die Zwischenhändler. Rund 450 bis 500 verschiedene Rezepturen wurden im Laufe der Jahre bereits getestet und produziert, aktuell werden rund 200 unterschiedliche Rezepte – je nach Verfügbarkeit der Rohstoffe – umgesetzt. Im Hauptsortiment sind es zwischen 30 und 40 Produkte, die eigentlich dauerhaft zu haben sind. Mit dem großen Erfahrungsschatz und den zahlreichen Produktideen kann der überwiegende Teil der Eingangswaren zu Glaskonserven veredelt werden. Hergestellt werden in erster Linie Suppen, Eintöpfe und Sugos – also gesunde Varianten fürs Mittagessen. Zusätzlich werden aber auch Fruchtmus, Fruchtröster, Suppengewürze, Chutneys und Fruchtaufstriche produziert. Das Besondere daran: die Produkte sind vegan, laktose- und glutenfrei. Außerdem werden sie ohne Konservierungsmittel hergestellt.
„Wie genau funktioniert Ihre Planung? Ich stelle mir das nicht so einfach vor, wenn die Wareneingänge nicht so einfach planbar sind.“
Ruttinger: „Bei den Urproduzenten wissen wir relativ gut, was in welchen Mengen zu welchen Zeitpunkten anfallen wird. Witterung, Ernteausfälle, saisonale Überschüsse ausgenommen. Beim Großhandel und den weiteren Quellen ist uns eine grobe Schätzung möglich, aber es kommt doch immer wieder vor, dass Überraschungen dabei sind. Zu kleine Mengen für die Produktion und Überschüsse, die wir nicht sinnvoll verarbeiten können, spenden wir diversen Sozialmärkten. Weitere Zutaten wie Essig, Öl, Zucker und Co werden zugekauft – nach Möglichkeit in Bioqualität.“
„Wo kann ich die Produkte denn kaufen?“
Ruttinger: „Unsere Produkte gibt es in kleinen Selbstversorgerhütten, außerdem in einzelnen Filialen im Lebensmitteleinzelhandel, aber auch direkt bei verschiedenen Firmen in Wien und Niederösterreich. Eine Übersicht über die Verkaufsstellen findet man unter www.flottelottezwettl.at. Wir freuen uns auch immer über neue Vertriebspartner bzw. arbeiten auch gerade an einem eigenen Online-Shop.“
Unverschwendet in Wien
Im Gegensatz zur „Flotten Lotte“ ist Unverschwendet bereits etwas größer. Das Team rund um die Gründer Cornelia und Andreas Diesenreiter besteht aktuell aus 20 Personen – das Unternehmen gibt es seit 2015. Seit der Gründung konnten von Unverschwendet bereits unglaubliche 350.000 Kilo Obst und Gemüse gerettet werden. Diese stammen in erster Linie aus den Bundesländern rund um Wien (hier ist der Hauptsitz), also handelt es sich um regionale Waren und auch die Nähe zu den Kooperationspartnern mit denen Unverschwendet arbeitet, ist gegeben. Unverschwendet ist in erster Linie ein Bürobetrieb, von dem aus sich das Team um die gesamte Koordination kümmert. Geerntet und eingekocht wird von den Partnerbetrieben. Produziert werden dabei u. a.: Konfitüren, Furchtaufstriche, Sirups, Dips, Saucen und Chutneys aus Obst und Gemüse.
Kreative Produktideen
Es gibt allerdings auch Produkte, die aus sogenannten „Nebenprodukten“, die nicht direkt landwirtschaftlichen Ursprungs sind, gezaubert werden. Der „Kein Gin“ (ein Produkt das wie Gin gemacht wird und auch so schmeckt, aber aus Gründen des Lebensmittelrechts nicht so heißen darf), wird beispielsweise aus geretteten Teigresten aus der Produktion von Manner Waffeln gebrannt. Die verschiedenen Produkte werden u. a. im eigenen Online-Shop, am Marktstand am Schwendermarkt in Wien, österreichweit in diversen Feinkostläden und Greißlereien, bei Billa und Billa Plus in Wien und Niederösterreich verkauft.
„Wie genau funktioniert die Lebensmittelrettung eigentlich? Sie erfahren, dass eine gewisse Menge einer Obst- bzw. Gemüsesorte verfügbar ist und überlegen sich dann spontan was man damit machen kann? Und: woher kommen die restlichen Zutaten eigentlich?“
Cornelia Diesenreiter: „Nachdem wir jetzt mittlerweile seit acht Jahren mit Überschüssen arbeiten und im engen Austausch mit unseren landwirtschaftlichen Partnerinnen und Partnern stehen, wissen wir immer besser welche Überschüsse zu welchem Zeitpunkt anfallen könnten. Ein gutes Beispiel sind männliche Wassermelonen. Für die Zucht und den Anbau sind sie essenziell, aufgrund ihrer vielen Kerne sind sie aber bei Konsumentinnen und Konsumenten weniger beliebt. In diesem Fall wissen wir, dass meist gegen Ende des Sommers eine gewisse Menge an überschüssigen Melonen für unseren Wassermelone & Pfeffer Sirup vorhanden sein wird. Aber ja, eine gewisse Flexibilität ist Teil unseres Tuns.
Sobald wir wissen, welche Art von Überschuss vorhanden ist, beginnen wir mit der Planung unseres Sortiments. Die Rezepte für unsere Produkte sind manchmal alte Familienrezepte oder werden gemeinsam mit unseren produzierenden Betrieben entwickelt und die Testläufe in enger Abstimmung verkostet. Bei der Wahl unserer verfeinernden Zutaten legen wir ebenfalls sehr großen Wert auf Qualität und Regionalität. Die Gewürze beziehen wir von Sonnentor, die Schokolade von Zotter und die Essige von Gölles. Alles Partnerschaften auf die wir sehr stolz sind und mit denen uns gemeinsame Werte verbinden.“
„Mit der Produktreihe RETTENSWERT haben Sie eine Kooperation mit der HOFER KG. Warum haben Sie sich dazu entschieden?“
Andreas Diesenreiter: „Unsere große Vision ist es, so viele Lebensmittel wie möglich zu retten. Seit 2015 waren das 350.000 Kilo – angeboten wurden uns aber rund 15 Millionen Kilo. Das und die Tatsache, dass lt. WWF rund 167 Millionen Kilo Obst und Gemüse bereits in der Landwirtschaft verloren gehen, zeigen, dass wir noch am Anfang stehen bei der Lösung dieses Problems. Deshalb haben wir uns auf die Suche nach einem starken Kooperationspartner gemacht, um gemeinsam noch mehr Lebensmittel retten zu können. RETTENSWERT gibt es exklusiv bei HOFER und das Portfolio sind Lebensmittel für den täglichen Bedarf. Der Traum von uns und unserem Team ist es, Produkte mit geretteten Zutaten in jedem Regal zu finden – da es in sehr vielen Bereichen Lebensmittel gibt, die gerettet werden müssen und gemeinsam mit HOFER können wir nun nachhaltige Produkte leistbar machen. Die Kooperation ist ein großer Schritt in die richtige Richtung und darauf sind wir sehr stolz.“
Lebensmittelverschwendung im Haushalt vermeiden
Ein sorgsamer Umgang mit unserer Nahrung ist eine wichtige Maßnahme zum Klimaschutz. Es gilt, auch die Reste gut zu verwerten. Kreative Ideen sind dann gefragt. Wir haben einige Tipps dazu gesammelt:
Brotreste verwerten
Lebensmittelverschwendung vermeiden
* Wir sind bestrebt Firmenunabhängig zu berichten und Namensnennungen zu vermeiden. Im Zuge dieser Reportage ist es für das Verständnis und die Lesbarkeit nötig.
Aktualisiert am 08.07.2024