Beitrag von unserem Blogger Ewald Grabner
Was die neuen „Smart Meter“ Stromzähler können
Vergangenes Jahr wurden in unserem Ort die alten Stromzähler gegen neue „Smart Meter“-Zähler getauscht. Der Tausch war Tagesgespräch. Einige hielten es für Geldverschwendung und einige befürchteten eine „Überwachung unseres Stromverbrauchs“.
Vergangenes Jahr wurden in unserem Ort die alten Stromzähler gegen neue „Smart Meter“-Zähler getauscht. Der Tausch war Tagesgespräch. Einige hielten es für Geldverschwendung und einige befürchteten eine „Überwachung unseres Stromverbrauchs“. Es gab viele Vermutungen, aber niemand wusste genaueres über die Hintergründe dieser Tauschaktion. Das wollte ich mir genauer ansehen.
Warum neue Stromzähler?
Im Jahr 2009 haben die EU-Staaten beschlossen, intelligente Strommessgeräte (Smart Meter) in Europa einzuführen. Ziel war eine Verbesserung der Transparenz des Stromverbrauchs, sowohl für die KundInnen als auch für die Netzbetreiber. Für die Umsetzung wurden Smart Meter entwickelt, die den Stromverbrauch aufzeichnen können (viertelstündlich oder täglich). Diese Daten werden täglich vom Netzbetreiber ausgelesen und über ein Web-Portal den KundInnen zur Verfügung gestellt.
Was bedeutet das für mich als Stromkunde? Durch die detaillierte Aufzeichnung meines Stromverbrauchs kann ich (mit Hilfe einer Energieberater/in) gezielt Maßnahmen setzen, um den Verbrauch zu optimieren.
So sehe ich meinen Stromverbrauch am PC
Als ersten Schritt muss ich mich beim Smart Meter Portal meines Netzbetreibers anmelden. Dafür benötige ich Kundennummer und Zählpunktnummer. Nach einigen Tagen wird mein Zugang freigeschaltet und ich kann einen ersten, detaillierten Stromverbrauch abrufen.
Als Beispiel wähle ich den 29. Jänner. Ein Sonntag, an dem wegen Schneelage keine Stromerträge von unserer Photovoltaikanlage vorhanden sind.
Die Grafik zeigt den Stromverbrauch von jeweils 15 Minuten als einen Balken. Diese Verbrauchsbalken spiegeln den Tagesablauf wider. Schauen wir doch mal genauer rein:
① Der Tagesverbrauch an Strom betrug 9,861 kWh. Bei einem derzeitigen Strompreis von ca. 50 Cent/kWh sind das etwa 5 Euro an Stromkosten.
② Zwischen 00:00 Uhr und 08:00 Uhr gibt es nur geringen Stromverbrauch. Die kleinsten Balken zeigen den Standby-Verbrauch (z.B. die Zeitanzeige) von Haushalts- und Unterhaltungsgeräten und andere Stromverbraucher, die immer in Betrieb sind. An diesem Tag ist das z.B. die Heizungssteuerung. Dieser Verbrauch wird als „Grundlast des Hauses“ bezeichnet.
③ Die etwas höheren Balken lassen ein Einschalten von den beiden Kühlschränken oder der Gefriertruhe vermuten. Wir sehen, dass diese Geräte jeweils etwa 2 x 15 Minuten laufen.
④ Ein erster größerer Verbrauch zeigt sich ab 08:00 Uhr durch die Kaffeemaschine beim Frühstück.
⑤ Die Zubereitung des Mittagessens zeigt sich ab 10:30 Uhr und dauert bis 12:00 Uhr.
⑥ Ab 13:00 Uhr war der Geschirrspüler in Betrieb. Hier sieht man sehr gut den hohen Anfangsverbrauch durch das Aufheizen des Spülwassers.
⑦ Eine weitere Verbrauchsspitze ist durch den Trocknungsvorgang des Geschirrspülers um 14:30 Uhr zu sehen.
⑧ Der Nachmittagskaffee (mit Kuchen) schlägt sich von 16:00 bis 16:45 Uhr nieder.
⑨ Ab 19:00 Uhr summieren sich die Verbräuche von Fernsehgerät und Beleuchtung zur Grundlast des Hauses.
Welche Überlegungen zum Stromsparen wären denkbar?
Zu Punkt ②: Mit einem Stromessgerät kann der Verbrauch der einzelnen Geräte bestimmt werden. Bei jedem Gerät können dann Maßnahmen zum Stromsparen z.B. durch Abschalten überlegt werden.
Zu Punkt ③: Erscheinen die Balken für Kühlschrank oder Kühltruhe hoch, sollte der Verbrauch der einzelnen Geräte mit einem Stromessgerät gemessen werden. Bei zu hohen Werten kann ein Tausch viel Strom sparen.
Zu Punkt ⑥: Ein Geschirrspüler mit Warmwasseranschluss könnte diesen Verbrauch um 80 Prozent reduzieren.
Die oben genannten Sparmaßnahmen bringen (eher geringe) Einsparungen. Eine wesentlich größere Auswirkung auf den Stromverbrauch hat eine eigene Stromerzeugung mit einer Photovoltaikanlage. Dazu möchte ich den Stromverbrauch vom 19. Februar zeigen. Wieder ein Sonntag, diesmal jedoch mit sonnigem Wetter und entsprechenden Stromerträgen durch unsere 5 kWp Photovoltaikanlage.
An diesem Tag ist eine etwas höhere Grundlast zu erkennen, weil zusätzlich eine Lüftungsanlage für das Schlafzimmer in Betrieb war. Dadurch sind die Einschaltzeiten der Kühlgeräte nicht mehr so klar zu erkennen.
Deutlich zeigt sich jedoch die eigene Stromerzeugung von 08:00 bis 15:00 Uhr. In diesem Zeitraum versorgt die Photovoltaikanlage das Haus fast zur Gänze mit Strom. Der Tagesverbrauch sinkt auf 5,19 kWh, etwas mehr als die Hälfte vom 29. Jänner 2023. Und die Stromkosten sinken auf etwa 2,60 Euro.
Das Smart Meter Portal zeigt auch den Stromverkauf
Die PV-Anlage hat am 19. Februar mehr Strom produziert als benötigt wurde. Dieser Stromüberschuss wurde ins Netz eingespeist. Auch diese Daten kann ich im Webportal anzeigen lassen.
Für die eingespeiste Strommenge von 4,97 kWh erhalte ich etwa 1,25 Euro. Das bedeutet, dass die Stromkosten vom 19. Februar um 72 Prozent geringer ausfallen als am 29. Jänner.
Fazit
Die detaillierten Stromdaten, die ein Smart Meter zur Verfügung stellt, sind sowohl für KundInnen als auch für EnergieberaterInnen ein gutes Hilfsmittel, um den Stromverbrauch im Haushalt zu analysieren und zu optimieren.
Durch die grafische Darstellung von Stromeinkauf und Stromverkauf bzw. den Vergleichsmöglichkeiten zwischen Tagen, Wochen und Monaten wird anschaulich unser Energieverhalten im Stromsektor aufgezeigt.