Coffee to Go – die Wegwerfbecher
Gerade einmal 15 Minuten ist so ein Coffee-to-Go-Becher im Einsatz. Meist handelt es sich dabei um Pappbecher mit Kunststoffbeschichtung.
Kaffeetrinkende Menschen, unterwegs von A nach B, sind mittlerweile ein gewohntes Bild im öffentlichem Raum. Schnelllebigkeit vorausprogrammiert – gerade einmal 15 Minuten ist so ein Coffee-to-Go-Becher im Einsatz. Meist handelt es sich dabei um Pappbecher mit Kunststoffbeschichtung. Reine Plastikbecher, wie sie vor allem an Automaten abgegeben werden, machen rund ein Drittel aller benutzten Kaffeebecher aus.
Was sich zu einem Lifestyle-Phänomen entwickelt hat, ist für die Umwelt problematisch.
Umweltauswirkungen der Wegwerfbecher
Zur Herstellung von Coffee to Go Einwegbecher wird einiges an Ressourcen benötigt: Wasser, Holz, Chemikalien, Erdöl sowie Energie in Form von Strom. Umgerechnet auf die in Österreich verbrauchten Becher (immerhin 300 Millionen Stück) sind fast 3000 Tonnen Papier, über 2000 Tonnen Erdöl und 1,5 Millionen Liter Wasser für die Produktion nötig. Dabei werden ca. 32 Millionen kWh Strom benötigt (Quelle: Abteilung für Abfallbehandlung und Ressourcenmanagement an der Universität Innsbruck).
Schlecht zu recyceln, weil beschichtet
Reine Plastikbecher (meist Polystyrol) aus Kaffee-Automaten werden, je nach regionalem Sammelsystem, mit dem Verpackungsmüll (gelbe Tonne, gelber Sack, …) gesammelt und wiederverwertet oder gehen in den Restmüll. Zwei Drittel der klassischen Coffee-to-Go Einwegbecher sind allerdings Pappbecher. Durch die Innenbeschichtung haben die vermeintlichen Papierbecher einen Kunststoffanteil von fast 7 %. Daher können sie auch in Recyclinganlagen für Altpapier nicht verwertet werden – dort werden Sie als Störstoff ausgeschieden.
Zur Herstellung neuer Becher werden hauptsächlich Papierfasern aus frischer Zellulose verwendet. Recyclingfasern sind zu kurz und durch Mineralölrückstände aus Druckfarben nicht für den Einsatz im Lebensmittelbereich geeignet.
Problem Littering beim Coffee to Go
Im städtischen Bereich tragen die Einweg-Kaffeebecher zur Verschmutzung des öffentlichen Raums – Stichwort Littering (vom engl. wegwerfen) – bei. Landen die Becher nicht im Mistkübel, sondern auf der Straße oder auf Grünflächen, sind sie allerdings mehr als ein ästhetisches Problem. Die Kunststoffanteile zersetzen sich langsam und tragen zum ungewollten Plastikeintrag in die Natur bei.
Viel Müll für etwas Kaffee zum Mitnehmen
Es geht nicht nur um den Becher alleine. Da ist einmal der Kunststoffdeckel, gefolgt von einer Papiermanschette, die ein Verbrennen der Finger am heißen Getränk verhindern. Manchmal werden anstelle der Manschette einfach zwei Becher ineinander gestapelt. Geht gleich ein zweiter oder dritter Kaffee für die Kollegenschaft mit, gibt es dafür einen Becherhalter. Dazu kommen noch die Plastik-Rührstäbchen.
Was hat die EU vor
Mit der EU-Richtlinie zu Einwegplastik müssen die Mitgliedsstaaten nationale Ziele zur Verbrauchsminderung festlegen und die Verfügbarkeit alternativer Produkte verbessern. Gleichzeitig sollen Sensibilisierungsmaßnahmen für die Bevölkerung gestartet werden, um auf die negativen Auswirkungen des achtlosen Wegwerfens hinzuweisen. Aufgrund der Plastikbeschichtung zählen hier auch die Coffee-to-Go Pappbecher dazu. Verboten werden ab 2021 nur die aus aufgeschäumtem Polystyrol (PS) hergestellten Getränkebecher und die Plastikrührstäbchen.
Alternativen zum Wegwerfbecher
Genießen Sie Ihren Kaffee bewusst – er ist es Wert. Am nachhaltigsten ist das eigene, wiederbefüllbare Kaffeehäferl.
- Die eigene Tasse bzw. das Häferl aus Keramik sind robust und können jahrelang verwendet werden. Zuhause und im Büro sind sie bei Heißgetränken die beste Wahl.
- Nutzen Sie einen eigenen Mehrweg-Kaffeebecher. Es gibt sie in vielen Größen und Ausführungen.
- Für unterwegs – wenn möglich und verfügbar – Mehrwegbechersysteme nutzen. Städte und Schulen setzen mittlerweile Initiativen, die dezentrale Rückgabemöglichkeiten und zentrale Spüllogistik beinhalten, einige davon mit dem Umweltzeichen oder dem Blauen Engel ausgezeichnet.
- Becher aus Bambus oder ähnliche Alternativmaterialien eignen sich nur bedingt. In einem aktuellen Testbericht wurden hohe Schadstoffwerte (Melamin und Formaldehyd) festgestellt (Konsument 10/2019). Es handelt sich dabei nicht um reine Naturprodukte – besonders im Billigsegment ist oft unzureichend gekennzeichnete Ware im Umlauf.
Wussten Sie, dass…
in Wien 84 Millionen Coffee to Go Einwegbecher pro Jahr verbraucht werden?
Alleine mit dem Weglassen des Deckels, werden rund 1.042 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart.
Häferl für Advent- und Weihnachtsmärkte
Heißer Punsch und würziger Glühwein sind bei den Advent- und Christkindlmärkten vor Weihnachten ein großer Verkaufsschlager. In Teilen von Niederösterreich bieten deshalb einige Umweltverbände eigene Festpakete für die winterliche Zeit an. Darunter finden sich auch Mehrweg Henkelbecher. Ein Winterfestpaket des GVA Baden (Abfallverband) beispielsweise beinhaltet 200 Stück Häferl in Geschirrspülkörben, in drei unterschiedlichen Farben. Optional kann ein Industriegeschirrspüler ausgeliehen werden. Beim AWS Schwechat enthält das Paket zusätzlich auch 2 Punschkocher. Die Häferl sind leicht, lebensmittelecht und geschirrspülmaschinengeeignet. Heißgetränke wie z. B. Tee, Kaffee und Glühwein können damit auf Weihnachtsmärkten, Zeltfesten und diversen Events ausgeschenkt werden. Im Verband Bruck an der Leitha (GABL) kann man ebenso Henkelbecher ausleihen und damit Plastikbecher einsparen.
Gemeinsamer Schwerpunkt zum Thema Einweg-Plastikvermeidung des Landes Niederösterreich gemeinsam mit den NÖ Umweltverbänden und der Energie- und Umweltagentur NÖ. Wir stellen Lösungsansätze zum nachhaltigen Umgang mit Kunstoffen in Niederösterreich, Österreich und der EU vor und geben Ihnen Tipps zu Ihrem Einweg-Plastik freien Alltag.
Aktualisiert am 16.01.2024