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Feuerwerk zu Silvester
Das bunte, faszinierende Spektakel der Silvesternacht verursacht regelmäßig hohe Feinstaubkonzentrationen und Abfall. Lärm und Herstellung belasten Tier und Mensch.
Pünktlich um Mitternacht zu den Klängen der Pummerin und des Donauwalzers beginnt das große Krachen. Zumindest bis 2020 galt das Motto „Wer zaubert die schönsten, größten und teuersten Raketen in den Neujahrshimmel?“ Alleine in Österreich wurden rund 10 Millionen Euro jährlich für Neujahrskracher und Raketen ausgegeben, in Deutschland rund 21 Millionen (Quelle: Statista). Was übrig bleibt ist im wahrsten Sinne des Wortes, Schall und Rauch. Mit den Einschränkungen der Corona-Jahre zeichnet sich eine Trendwende ab.
Nachhaltigkeitsaspekte werden immer relevanter und auch große Handelsunternehmen reagieren darauf. Supermärkte nehmen vermehrt pyrotechnische Produkte aus dem Sortiment, teilweise werden nur noch Restbestände verkauft (Quelle: Handelsverband 2021).
In Österreich sind laut Pyrotechnik-Gesetz Feuerwerke der Klasse F2 im Ortsgebiet grundsätzlich verboten. Generell gilt ein Verbot im Umkreis von Krankenhäusern, bei Sportveranstaltungen und Menschenansammlungen.
Feuerwerk und Klima
Das Schweizerische Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat sich den Zusammenhang von Feuerwerken und CO2 Produktion genauer angesehen und kam auf die Zahl von 78 Tonnen, die pro Jahr allein in der Schweiz durch Feuerwerkskörper entstehen. Das entspricht 22-mal der Flugstrecke Zürich – Fidschi bzw. dem Jahresverbrauch von 20 Eidgenossen. Auch wenn der durchschnittliche CO2 Verbrauch der Schweizerinnen und Schweizer etwas höher ist als der im Rest Europas eine beeindruckende Zahl.
Das Innenleben einer Feuerwerksrakete
Je nach gewünschtem Effekt besitzen Feuerwerkskörper unterschiedliche Bauformen und Inhaltsstoffe. Sie bestehen zu 25% bis 37% aus pyrotechnischem Material, der Rest sind Feststoffe wie Karton, Kunststoff, Ton und Holz.
Hauptbestandteil der Pyrotechnik ist Schwarzpulver (53% bis 67%), eine Mischung aus Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel. Je nach Effekt und Farbe kommen unterschiedliche Metalle und Chemikalien (Kalium, gefolgt von Barium, Strontium, Magnesium und Kupfer, für die Farbeffekte) dazu.
Hochgiftiges Arsen, Blei, Quecksilber und Cadmium sind heute nicht mehr zulässig und in Feuerwerkskörpern mit CE Kennzeichnung nicht mehr enthalten.
Feuerwerke belasten Mensch, Tier und Umwelt
Silvester ist einer jener Tage an denen die Feinstaubgrenzwerte überschritten werden. Rund 400 Tonnen Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als zehn Mikrometern werden in dieser Nacht in die Luft geschossen. Je nach Wetterlage bedeutet das bis zu acht Feinstaubtage in Folge. Zwar geht nur ein Bruchteil der Feinstaub-Emissionen auf Feuerwerke zurück, Silvester ist aber einer jener Tage wo ein Großteil davon entsteht und die Feinstaubgrenzwerte überschritten werden (Quelle: Österr. Umweltbundesamt).
Aufgrund der hohen Werte in der Silvesternacht können Schwermetalle wie Aluminium, Arsen, Barium, Blei, Caesium und Selen einen gesundheitlich bedenklichen Bereich erreichen. Auch der Schwefelgehalt kann kritische Werte erreichen.
Neben der Belastung durch Schwermetalle kommt es zusätzlich zu einer Schallbelastung. Vor allem Feuerwerkskörper, die nicht über den kontrollierten Handel bezogen und in zu geringem Abstand zum Ohr abgefeuert werden, können Schalldruckpegel bis zu 170 dB erreichen (Quelle: Österr. Umweltbundesamt). Ein Düsentriebwerk erreicht in 25 Meter Entfernung „nur“ einen Schallpegel von 140 dB.
Außerdem hinterlässt ein Feuerwerk eine Menge an Müll. Während der Müll in der Stadt von der Müllabfuhr entfernt wird, bleiben viele Feuerwerksreste auf Wiesen und Grünflächen liegen. Im Freiland ist es einfach kaum möglich, tausende kleine Überreste zu entsorgen.
Feuerwerke sind für die Tierwelt ein Desaster
Nicht nur der Lärm, auch Lichteffekte des Feuerwerks werden als Gefahr wahrgenommen und treiben Wildtiere in die Flucht bei Dunkelheit. Vögel, die nachts aufgeschreckt ihre Schlafplätze verlassen und sich verirren, sterben in der kalten Jahreszeit erschöpft und unterkühlt oder prallen in der Dunkelheit gegen Türen, Scheiben und Wände.
Auch Haustiere reagieren verängstig auf den Lärm, Lichteffekte und Schwefelgehalt in der Luft. Sie versuchen zu fliehen oder verkriechen sich.
Das Leiden hinter den Lichterkugeln
Zu Feinstaub, Lärm, Müll und verängstigten Tieren kommen die Arbeitsbedingungen der Menschen, die Feuerwerkskörper herstellen. Die Produktion in Indien und China deckt 97 Prozent des Weltmarktes ab. Alleine in der Stadt Liuyang in China arbeitet ein Drittel der Bevölkerung in den 1700 Fabriken für Feuerwerksköper.
Circa 70 000 Kinder arbeiten in Indien in der Feuerwerksindustrie. Schon Zehn- bis Zwölfjährige verdienen mit einer Arbeit unter extremen Gefahren nur einen Bruchteil der Erwachsenen. Fehlende Sicherheitsvorkehrungen und der Kontakt mit den Chemikalien führen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und immer wieder auch zu schweren Unfällen.
Bei der Feuerwerksproduktion warnt das US-Department of Labor vor Kinderarbeit oder Zwangsarbeit in mehreren Ländern, wie z.B. China, Indien aber auch Guatemala, Peru und El Salvador (Datenlage 2022)
Liste Kinderarbeit US-Department of Labor
Gütesiegel für Feuerwerkskörper?
Ein Gütesiegel, das Kinderarbeit ausschließt, gibt es für Feuerwerkskörper noch nicht. Der Konsument kann sich aber an der sogenannten CE-Kennzeichnung orientieren. Diese garantiert, dass der Feuerwerkskörper auf die gesetzlichen Normen hin überprüft worden ist. Er erfüllt damit die vorgeschriebenen Sicherheitsstandards. Damit ist wenigstens gesichert, dass er aus einem professionellen Werk stammt. Greifen Sie zu erlaubten und geprüften Produkten aus Österreich oder den Nachbarländern, wie z. B. Deutschland, die auch den gängigen Sicherheitsvorschriften entsprechen.
Die Alternative zu privaten Raketen: Besuchen Sie doch ein öffentliches Feuerwerk. In vielen Orten können Sie sich dabei an Farben und Effekten erfreuen.
Alternative zu Raketen, Böller und Co
An Stelle eines Feuerwerks können Städte und Gemeinden eine Musik-Laser-Show veranstalten. Die Faszination für das Publikum liegt in der Chorographie der Lichteffekte. Laser und Scheinwerfer kommen ohne Feinstaub und Schwermetalle aus, zaubern aber genauso berauschende Bilder in den nächtlichen Neujahrshimmel.
Aktualisiert am 22.01.2024