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Bekleidung & Accessoires

Gütesiegel bei Ökotextilien

Anerkannte Gütezeichen und Zertifikate bei Textilien unterstützen eine bewusste Kaufentscheidung. Wir stellen die wichtigsten vor.

Gütesiegeln bei Ökotextilien
Gütesiegeln helfen nachhaltige Kleidung und Textilen zu erkennen.

Seit dem Jahr 2000 stieg der weltweite Textilkonsum um 50 % an. Die Tragedauer und die Qualität der Textilien sind im selben Zeitraum allerdings gesunken. Das hat Auswirkungen auf unsere Umwelt. In Österreich werden pro Person und Jahr durchschnittlich 19 kg Kleidungsstücke gekauft. Wir kaufen rund ein Bekleidungsstück in der Woche. Gleichzeitig landen mehr als 11 kg Textilien pro Person im Müll und viele Kleidungsstücke liegen ungenutzt im Kasten.

Folgende Kriterien sind bei Ökotextilien wichtig:

Gesundheitskriterien betreffen nur die Rückstände im fertigen Kleidungsstück. Bestimmte Farbstoffe sind beispielsweise verboten. Die gesundheitlichen Auswirkungen auf die ArbeiterInnen in den Herstellungsländern werden hier nicht berücksichtigt.
Umweltkriterien betreffen die gesamte textile Kette vom Anbau des Rohstoffes über die Produktion der Garne und Stoffe bis zur Endfertigung. Dazu gehören z. B. das Verbot von Pestiziden oder Klärung der Abwässer.
Soziale Kriterien beziehen sich hauptsächlich auf ArbeiterInnen auf den Baumwollfeldern und in den Nähereien. Diese stehen in der herkömmlichen Textilproduktion meist unter enormem Druck. Die sozialen Kriterien stellen die Einhaltung sozialer Standards sicher, z. B. das Verbot von Kinderarbeit oder gesetzlich geregelte Mindestlöhne.

Nachhaltige Gütesiegel und Textilkennzeichnung als Orientierungshilfe

Anerkannte Gütezeichen und Zertifikate bei der Ökomode unterstützen eine bewusste Kaufentscheidung. Wir haben für Sie die Wichtigsten Textilgütesiegel und Zertifikate kurz zusammengefasst. Bei jedem Gütesiegel finden Sie die erfüllten Kriterien im Überblick.

Legende:

  • Plus +: berücksichtigt
  • Ringerl o: teilweise berücksichtigt
  • Minus -: nicht berücksichtigt

Die bekanntesten Ökotextilien-Gütesiegel

BEST-Zertifikat

Qualitätssiegel für hochwertige, konsequent ökologische und sozial verträgliche Textilien.

Naturtextil IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) „Best“-Produkte erfüllen die zurzeit höchsten realisierbaren Öko-Standards in der Textilbranche. Das Label kennzeichnet Textilien, die vollständig aus Naturfasern bestehen. Berücksichtigt werden die Umweltauswirkungen des gesamten Produktions-Prozesses, vom Anbau der Faser bis zum fertigen Kleidungsstück. Die Einhaltung sozialer Standards sind im Label berücksichtigt. Der IVN bietet ein hohes Maß an Transparenz und Sicherheit und legt alle Herstellungsrichtlinien offen. Die Einhaltung der Kriterien wird in jeder Produktionsstufe von unabhängigen Stellen überprüft.

  • Gesundheitskriterien: +
  • Umweltkriterien: +
  • Sozialkriterien: +

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Weltweit anerkanntes Gütezeichen für Naturfasern.

Der GOTS  basiert auf ökologischen und sozialen Aspekten und steht für die Kontrolle der gesamten textilen Kette. Dieses Siegel wurde vom IVN zusammen mit anderen Textilverbänden entwickelt und legt Wert auf eine Umsetzbarkeit im industriellen Maßstab. Der GOTS möchte Nachhaltigkeit in die breite Masse tragen.
Für die ArbeiterInnen innerhalb der Textilverarbeitungskette sind die sozialen Bedingungen geregelt und Kinderarbeit ist verboten. Gekennzeichnet werden Textilien mit dem Hinweis „zertifiziert nach dem Global Organic Textile Standard“.
Es werden strenge Richtlinien bezüglich Ausrüstung und Färbung eingehalten. Die Betriebe müssen in der Produktion umwelt- und ressourcenschonend arbeiten (Umweltmanagemantsystem) z. B. Abwasseraufbereitung. Auch soziale Standards (keine Kinderarbeit, Mindestlohn, …) werden eingehalten.

GOTS bietet zwei Labelstufen an:

GOTS organic: 95 % der eingesetzten Fasern müssen aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen.
GOTS „made with“: Mindestanteil an Bio-Naturfasern von 70 %

  • Gesundheitskriterien: +
  • Umweltkriterien: +
  • Sozialkriterien: +

EU-Umweltzeichen

Die „EU-Blume“ stellt Anforderungen an die umweltverträgliche Produktion von Textilerzeugnissen wie Verringerung des Energieverbrauches, der Abluft und Wasserverschmutzung, Abfallaufkommen sowie an die Gesundheitsverträglichkeit des Endproduktes. Die Grenzwerte für Schadstoffe gehen jedoch nur zum Teil über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Falls Baumwolle als Textilfaser verwendet wird, muss diese nur zu mindestens 3 % aus biologischem Anbau stammen.
Das EU Label ist ein reines Ökolabel und berücksichtigt keine sozialen Kriterien.

  • Gesundheitskriterien: +
  • Umweltkriterien: +
  • Sozialkriterien: –

bluesign® – Standard

Ziel von bluedsign ist es, den ökologischen Fußabdruck entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Ressourcenproduktivität, Verbraucherschutz, Gewässerschutz, Immissionsschutz und Arbeitssicherheit werden bewertet. Es handelt sich dabei um ein Managementsystem, welches das Unternehmen bewertet.
Besonderes Augenmerk wird auf die verwendeten Chemikalien gelegt, die weder Mensch noch Umwelt schädigen sollen. Es wird auch auf Funktionalität und Qualität der Textilien geachtet.

  • Gesundheitskriterien: +
  • Umweltkriterien: o
  • Sozialkriterien: o

FAIRTRADE – Label

FAIRTRADE ist ein soziales Label. Es garantiert faire Preise und soziale Mindeststandards für die BaumwollproduzentInnen. Bio ist kein Muss, allerdings gibt es viele Bioprodukte auch mit dem FAIRTRADE-Siegel. Die Kriterien beinhalten faire, über dem Weltmarktpreis liegende Preise, das Verbot von Kinderarbeit und reguläre Arbeitszeiten sowie Schulungen im sicheren Umgang mit Pestiziden. Dazu darf nur gentechnikfreies Saatgut verwendet werden und der Schutz von Regenwäldern ist festgeschrieben.
Die Prüfung der Kriterien erfolgt von der Fairtrade Labelling Organisations FLO-CERT GmbH.

  • Gesundheitskriterien: –
  • Umweltkriterien: o
  • Sozialkriterien: +

FAIR WEAR Foundation

Die Fair Wear Foundation (FWF) ist eine Initiative niederländischer Branchenverbände der Textilwirtschaft, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen. Sie konzentriert sich auf die wichtigsten Länder der Textilindustrie wie Bangladesch, China, Indien und Türkei.
Ihre Aufgabe ist die Förderung von gesetzeskonformen und humanen Arbeitsbedingungen in der weltweiten Bekleidungsindustrie.
Die Mitgliedsunternehmen müssen die Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferern mindestens einmal jährlich auditieren lassen. Sie erhalten dafür ein Zertifikat. Die FWF arbeitet international mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen, in Österreich ist das die Clean Cloth Campaign.
Mit diesem Label werden die Herstellungsbetriebe bzw. Unternehmen bewertet und nicht das Endprodukt. Es soll zu wesentlichen Verbesserungen bei den Produktionsbedingungen beitragen.

  • Gesundheitskriterien: –
  • Umweltkriterien: –
  • Sozialkriterien: +

OEKO-TEX – Standard 100

OEKO-TEX®-Standard 100 steht für Schadstoffprüfung der Produkte in allen Verarbeitungsstufen. Ziel ist die Reduzierung gesundheitlicher Risiken. Ökologische oder soziale Kriterien spielen bei diesem Siegel keine Rolle.
OEKO-TEX® unterstützt die Erfüllung der REACh-Konformität. REACh ist eine Verordnung der Europäischen Union. Sie soll zur Verbesserung des Schutzes der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor Chemikalien-Risiken beitragen.

  • Gesundheitskriterien: o
  • Umweltkriterien: –
  • Sozialkriterien: –

OEKO-TEX – Made in Green

Das MADE IN GREEN Label kann für alle Arten von Textilprodukten wie Bekleidung, Heimtextilien oder Ausstattungsmaterialien vergeben werden.
Die ausgelobten Artikel verfügen über eine eindeutige Produkt-ID und/oder einen QR-Code, die es erlauben, die Herstellung des Produkts zurückzuverfolgen. Jede Produkt-ID macht sichtbar, welche unterschiedlichen Produktionsstufen an der Herstellung beteiligt waren sowie in welchen Ländern die Textilien produziert wurden.
Um dieses Label zu bekommen, müssen Produkte nach OEKO-TEX®-Standard 100 und die Betriebe nach STeP by OEKO-TEX®-Standard zertifiziert sein.
Bei der Zertifizierung STeP by OEKO-TEX®-Standard werden Produktionsbedingungen hinsichtlich umweltfreundlicher Herstellungstechnologien und sozialverträglicher Arbeitsplätze berücksichtigt.

  • Gesundheitskriterien: o
  • Umweltkriterien: o
  • Sozialkriterien: o

Das Österreichische Umweltzeichen

Richtlinie für Textilien

Das Österreichische Umweltzeichen hat eine Richtlinie für Textilien herausgebracht, die einen umfassenden Ansatz verfolgt – von der Herkunft der Faser bis hin zur Endfertigung – und neben Umwelt- und Gesundheitskriterien auch (erstmals in einer Umweltzeichen-Richtlinie!) soziale Kriterien inkludiert.
Es wird an Textilien vergeben, die hohe Umweltstandards in der Produktion erfüllen und auf gesundheitsgefährdende Chemikalien verzichten. Die  Gebrauchseigenschaften spielen ebenso eine Rolle wie die Einhaltung der Arbeitsbedingungen in der Produktion. Verwendete Naturfasern müssen biologischer Herkunft sein.
Derzeit gibt es allerdings noch keine Zeichennutzer.

  • Gesundheitskriterien: +
  • Umweltkriterien: +
  • Sozialkriterien: +
Ökotextilien

Welches Textil ist am umweltfreundlichsten?

Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Von der Baumwollkapsel zum Faden und Stoffballen, der Färbung und Verarbeitung, vom Schneidern bis ins Geschäft benötigt es viele Arbeitsschritte sowie Chemikalien und Rohstoffe. Weltweit werden fast ein Viertel der verfügbaren Insektizide für Baumwollfelder verwendet. Bewusst werden uns die langen, schmutzigen Wege unserer Kleidungsstücke leider erst durch Unfälle in Fabriken oder durch Produkttests, bei denen bedenkliche Inhaltsstoffe gefunden werden.

Transportwege, aber auch Nutzungsdauer, Reinigungsaufwand und Entsorgung beeinflussen die Umweltfreundlichkeit von Textilien.

Ein T-Shirt aus der konventionell hergestellten Naturfaser Baumwolle, produziert in Fernost oder Lateinamerika, kann eine größere ökologische Belastung sein als ein Viskose-Leiberl aus Österreich. Auch Kunstfaser kann nachhaltig sein wenn etwa recyceltes PET verwendet wird.

Obwohl Baumwolle eine Naturfaser ist, werden beim herkömmlichen Anbau enorme Mengen an Pestiziden und Düngern eingesetzt. Auf ein T-Shirt kommen so umgerechnet 150 g Pestizide, soviel wie für kein anderes landwirtschaftliches Produkt. Dazu kommt der große „Durst“ der Baumwollpflanze, die meist in trockenen Gegenden, manchmal sogar Halbwüsten, angebaut wird. Die weiteren Verarbeitungsschritte sind da noch nicht dazugezählt.

Die ökologische Alternative ist Bio-Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau. Textilien aus Bio-Baumwolle sind nur eine von vielen Möglichkeiten, sich umweltschonend zu kleiden. Auch andere pflanzliche Fasern wie Hanf und Leinen sind eine gute Alternative.
wir-leben-nachhaltig.at: Hanf – eine vielseitige Nutzpflanze

Faire Jogginghosen & Co

Bequeme Sportbekleidung, wie Jogginghosen und Sweatshirts werden üblicherweise aus sogenannten Sweatstoff bzw. Sweatshirtstoff hergestellt. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern Sweat für Schwitzen und Shirt für Hemd zusammen. Die wörtliche Übersetzung beschreibt dabei genau die Funktionen und Eigenschaften, die der Stoff ursprünglich hatte. Auch im Sportbekleidungsbereich gibt es nachhaltige und faire Artikel.

Nachhaltige Sweatstoff–Sportbekleidung besteht aus ca. 95 % Bio-Baumwolle und 5 % Elastan (äußerst dehnbare Industriefaser), wodurch eine hohe Festigkeit gegeben ist sowie ein angenehmer Tragekomfort.
Sweatstoff wird durch ein spezielles Verfahren hergestellt. Bei diesem wird ein Futterfaden, welcher weicher gedreht ist als das übrige Garn, auf der Rückseite mitgeführt und später aufgeraut, so erhält Sweatstoff seine typisch weiche Innenseite. Aufgrund seiner Beschaffenheit nimmt der Stoff Schweiß gut auf und hält warm.

Weniger ist mehr

Qualität vor Quantität. Bevorzugen Sie Kleidung, die Sie länger als eine Saison tragen können. Sehen Sie nach, ob auch bei Ihnen die durchschnittlichen 50 kg an Kleidung im Schrank zu finden sind. Vielleicht freut sich jemand im Familien- oder Bekanntenkreis über das eine oder andere Kleidungsstück.

Nicht nur nachhaltig kaufen, auch nachhaltig nutzen

Ein Wollpullover, der nur eine kurze Modesaison lang getragen wird und dann im Abfall landet, hat eine deutlich schlechtere Ökobilanz als eine Polyesterjacke, die viele Jahre getragen wird.

Kaufen Sie nur, was Sie benötigen und wählen Sie Stücke, die sich gut kombinieren lassen. Pflegen Sie diese Stücke und Sie haben lange Freude daran. Kleidung wird oft weggeworfen, nur weil sie nicht mehr dem aktuellen Modetrend entspricht. In Deutschland sind das bei 6 Millionen verkauften Textilien fast eine Million Tonnen im Jahr. Für Österreich gibt es keine Zahlen, aber auf unsere EinwohnerInnenzahl heruntergebrochen wird die Größenordnung sehr ähnlich sein. Diese Altkleider sind aber Wertstoffe und kein Restmüll. Dafür stecken zu viele Ressourcen drin.

Damit ein Kleidungsstück, ungeachtet der Herkunft des Stoffes, nachhaltig wird, sollte es länger als nur eine Saison getragen werden.

NutzerInnenverhalten spielt eine große Rolle

Häufiges Waschen und Bügeln machen im Produktlebenszyklus den Löwenanteil des Energieverbrauches aus. Die Ökobilanz der Nutzung kann jeder durch einige gezielte Maßnahmen deutlich verbessern:

  • durch die Verwendung von Ökostrom und effizienten Elektrogeräten
  • niedrige Waschtemperaturen
  • ökologische Waschmittel

Gebrauchte Kleidung nicht einfach wegwerfen

Ist getragene Kleidung noch brauchbar freuen sich Caritas, Hilfsorganisationen oder Second Hand Läden. In diesen bekommen Sie auch noch Geld für Ihre aussortierten Stücke. Auch Textilien, die nicht mehr zu tragen sind, werden über die Sammelstellen noch einer Verwertung zugeführt. Die Stoffe werden entweder als Putztücher für die Industrie verwendet oder als Rohstoff in der Vliesproduktion oder Papierindustrie gebraucht.

Aktualisiert am 20.02.2024