Was ist Gemeinwohlökonomie?
Die Gemeinwohlökonomie ist ein Begriff, der eine neue, gerechtere und demokratische Form des Wirtschaftens verspricht.
Die Gemeinwohlökonomie ist ein Begriff, der in den letzten Jahren in der Wirtschaft und im gesellschaftlichen Diskurs immer prominenter geworden ist, geprägt durch den Österreicher Christian Felber. Der Ansatz verspricht eine neue, gerechtere und demokratische Form des Wirtschaftens.
Was versteht man unter Gemeinwohlökonomie?
Der Ansatz der Gemeinwohlökonomie soll sich von einer neoliberalen Marktwirtschaft abheben und eine ethisch korrektere, soziale und nachhaltige Wirtschaftsform darstellen, basierend auf demokratischen Prinzipien. Es geht weniger darum Geld und Kapital zu vermehren, sondern der Einsatz von Geld und Kapital soll zu mehr Wohlstand und Gerechtigkeit aller führen. Das sogenannte „gute Leben“ steht im Vordergrund. Dabei steht nicht die Gewinnmaximierung im Fokus, sondern eine bessere Welt für alle unter Wahrung der natürlichen Ressourcen.
Wie funktioniert die Gemeinwohlökonomie?
Die Gemeinwohlökonomie ist eine Idee und Bewegung zugleich. Laut der offiziellen Website www.ecogood.org gibt es weltweit derzeit rund 5.000 Mitglieder in über 170 Regionalgruppen, mehr als 1.000 bilanzierte Unternehmen, Organisationen und Kommunen. Das Herzstück der Bewegung ist die Gemeinwohl-Bilanz. In einer Matrix werden neben den Unternehmensgewinnen auch Punkte für Solidarität, Wertschätzung, ökologisches Handeln, Kooperationen etc. vergeben und diese bewertet. Nicht nur Unternehmen können eine Gemeinwohlbilanz führen, sondern auch Gemeinden und Verwaltungsorgane. Dazu werden auch Schulungen seitens der Bewegung Gemeinwohlökonomie angeboten. So wurde kürzlich auch ein Kooperationsvertrag mit der Landesregierung Baden-Württemberg abgeschlossen. Die Bewegung wird globaler – in Konventen sollen Themen wie Bildung, Wissenschaft, Medien, Daseinsvorsorge, etc. basisdemokratisch und zukunftsorientiert besprochen werden.
Kritik am Konzept der Gemeinwohlökonomie
Die Bewegung hat sich viel vorgenommen. Vielleicht zu viel? Ob mit dem Konzept ein globales Gesellschaftsmodell geändert werden kann ist mehr als fraglich. Es gab zahlreiche Kritik von namhaften Ökonomen als Christian Felber neben Mitbegründern der Wirtschaftswissenschaften in einem Schulbuch auftauchte. Die Kritik am Konzept geht allerdings weiter als zu viel zu wollen. In zahlreichen Kommentaren namhafter Medien, wird der Idee Utopie und erst recht wieder planwirtschaftliche Ansätze (also genau das was die Gemeinwohlökonomie nicht will) attestiert. Böse Zungen sprechen von „Pseudodiktatur“ und „Postkommunismus“.
Konkrete Beispiele aus Österreich
Bekannte Unternehmen, auch aus Niederösterreich, haben sich der Bewegung angeschlossen. So führen zum Beispiel Unternehmen wie Sonnentor, Gugler oder Waldviertler eine Gemeinwohlbilanz und versuchen die Werte eines gerechteren und solidarischeren Wirtschaftens umzusetzen. Vor der Gründung steht auch die erste österreichische Gemeinwohlbank. In einer Art Genossenschaftssystem soll eine Bank von Ihren Mitgliedern gegründet werden, wo gesellschaftliche Verantwortung im Mittelpunkt steht und nicht Gewinnmaximierung. Die Kreditvergabe wird so zum Beispiel auf Gemeinwohlorientierung überprüft.
Fazit
Die Gemeinwohlökonomie wird unsere Welt und das bestehende Wirtschaftssystem nicht umstürzen und revolutionieren. Allerdings reiht sich das Konzept in alternative ökonomische Modelle und Ansätze ein und kann somit zumindest teilweise zu einem gesellschaftlichen Wandel beitragen. Einige interessante Aspekte und Handlungsansätze lassen sich auch im konkreten Wirtschaftsleben auf regionaler Ebene verwirklichen und können jedenfalls zu einer nachhaltigeren Entwicklung beitragen.
Aktualisiert am 11.08.2023