Was ist nachhaltiger – Brief oder e-Mail?
Viele Firmen setzen auf Digitalisierung und papierlose Kommunikation. Rechnungen, Kunden-Informationen und Berichte werden per Mail versendet. Ist die elektronische Post nachhaltiger?
Der Gedanke der dahinter steckt, ist Papier einzusparen. Dadurch werden auch Ressourcen geschont. Doch auch die elektronische Post hinterlässt einen Fußabdruck.
E-mail versus Brief
Rund 20 g CO2 entstehen pro Brief, dabei sind die benötigten Ressourcen für Papierherstellung, Druck und Transport eingerechnet. Mails benötigen im Gegensatz dazu kein Papier, sind nicht extra in Kuverts verpackt und müssen vor allem nicht per Auto, LKW oder Flugzeug transportiert werden. Eine e-Mail kann mit 10 g CO2 gerechnet werden. Hier ist es der Strom für die Rechenzentren, aber auch der für Nutzung und Produktion von Router, Smartphone, Computer/Laptop, Bildschirm etc. – sogenannte „versteckte Emissionen“ miteinberechnet.
Auf digitalem Weg übermittelt, lässt sich also CO2 einsparen.
Werden große Mengen verschickt, macht das durchaus Sinn. Rechnet man hier als Beispiel ein 3-seitiges Schreiben eines Unternehmens an 100.000 KundInnen, so entspricht das mehr als 1,5 Tonnen CO2. Die Kuvertierung und die eigentliche Zustellung sind dabei noch nicht inkludiert.
Fazit:
Wie so oft hängt die Nachhaltigkeit an der Nutzung durch den Einzelnen. Das Einsparen von Papier durch e-Mail ist ein nachhaltiger Weg, da nicht nur Strom bzw. Energiekosten gespart werden, sondern auch Holz und Wasser. Bei online verschickten Rechnungen, Berichten oder Informationen verschwindet der ökologische Vorteil, wenn sie ausgedruckt werden.
Achtung: Auch Online-Kommunikation verbraucht Ressourcen
Würde jedes Mail nur einen Brief ersetzen, wären tatsächlich Einsparungen möglich. Dadurch, dass eine e-Mail wenig Aufwand verursacht und daher viel mehr Mails verschickt werden, kann sich die Einsparung allerdings wieder aufheben. Jeden Tag werden ca. 306,4 Milliarden e-Mails verschickt und empfangen (Quelle: Statista, Stand 2020). Der Energieverbrauch wird etwa so hochgeschätzt, wie der jährliche Stromverbrauch von Ländern wie Österreich oder der Schweiz.
Papier sparen macht Sinn
Der Anteil an Schreibpapier bzw. Papier für den Bürobedarf ist relativ gering, den größten Anteil macht Verpackungspapier aus. Mit dem Wert von 11 g CO2 pro ausgedrucktem Blatt Papier kann der eigene Verbrauch gut eingeschätzt werden.
Rechnet man mit dem Durchschnittswert von 1 kg CO2 pro 1 kg Papier (Frischfaser 1,2; Recyclingpapier 0,7 kg) und handelsüblichem Büropapier von 80 g/m2 so kommt man auf 5 g CO2. Dazu kommt noch der Energieverbrauch des Druckers. Wird der Wert mit 474 g CO2 pro KWh genommen so fallen pro Blatt Papier bei einem Laserdrucker noch einmal 6 g CO2 an. (Quellen: ezeep; deutscher Strommix)
Wussten Sie, dass …
… rund 420 Millionen Tonnen Papier (Quelle: Statista.com 2021) weltweit jährlich produziert werden. Davon entfällt knapp ein Drittel auf Druckpapier aller Art. Der Stromverbrauch der europäischen Papierindustrie lag im Jahr 2019 bei 94.400 GWh (16.100 GWh in Österreich 2020).
… wir in Österreich pro Kopf im Jahr etwa 218 Kilogramm Papier verbrauchen und gehören damit zu den Spitzenreitern in Europa, wo der Durchschnitt nur bei 158 Kilogramm liegt.
Für die Herstellung werden große Mengen an Holz, Energie und Wasser benötigt. Je nachdem um welche Papiersorte es sich handelt kommen noch verschiedene Chemikalien dazu. Die dienen entweder um gewisse Eigenschaften wie Reißfestigkeit, Wasserbeständigkeit oder Fettbeständigkeit (z.B. bei Verpackungen oder Essgeschirr) zu erreichen oder kommen bei Beschichtungen zum Einsatz.
Versteckte Emissionen der Online-Welt
Unsere Endgeräte wie Smartphones, Laptops oder PC´s verbrauchen mittlerweile sehr wenig Energie. Die wahren Kosten unserer digitalen Welt sind versteckt in der Cloud und bei globalen Internetkonzernen. Jede Suchanfrage im Internet, jedes e-Mail und vor allem die Nutzung von Streaming in unserer Freizeit braucht Energie. Cloud-Dienste und Rechenzentren haben einen Anteil von 2,7% am europäischen Stromverbrauch (Datenlage: 2018), Tendenz steigend.
Aktualisiert am 24.01.2024